Bochum.
Neue Wege in der Ausbildung von jungen Menschen zum Automobilkaufmann geht die Tiemeyer Automobile AG. Ab dem 22. August besuchen die 16 Lehrlinge des gesamten Unternehmens, die den kaufmännischen Weg gehen werden, geschlossen das erst seit diesem Schuljahr bestehende Wirtschaftskolleg Bochum.
Klassenkameraden aus anderen Unternehmen werden sie an diesem Berufskolleg in privater Trägerschaft nicht haben. Es wird eine reine Tiemeyer-Klasse sein, mit Auszubildenden aus allen Standorten des Unternehmens. 87 Prozent des „Schulgeldes“ übernimmt, wie bei anerkannten Ersatzschulen üblich, der Staat. Die fehlenden 13 Prozent, 100 Euro pro Auszubildenden pro Monat, trägt die Tiemeyer-Gruppe.
Michael Evers aus dem Vorstand der Tiemeyer-Gruppe verspricht sich von diesem 57.600 Euro teuren „Pilotprojekt“ eine „deutlich höhere Qualität der Ausbildung – mit der wir auch gezielt werben können –, und vor allem eine bessere Kommunikation. An den Berufskollegs, an denen unsere Auszubildenden bisher waren, ist es vorgekommen, dass wir sehr spät darüber informiert worden sind, wenn sich viele Fehlstunden angehäuft hatten. Wir hoffen, nun deutlich frühzeitiger auf die Schüler einwirken zu können“.
Bezirksregierung sieht keinen Handlungsbedarf
Diesen Vorwurf weist Helmut Breitkopf-Inhoff weit weg. Er ist der Schulleiter des Louis-Baare-Berufskollegs. Dort oder am Klaus-Steilmann-Berufskolleg wurden die Tiemeyer-Auszubildenden bislang beschult. Diese beide Kollegs decken die Kaufmännische Ausbildung in Bochum ab. „Was die kaufmännische Ausbildung anbelangt, kann ich die Aussage von Herrn Evers definitiv in Abrede stellen. Ich weiß, dass an unserer Schule der Lehrer, der für diese Schüler zuständig ist, immer sofort angerufen hat, wenn einer gefehlt hat. Da bestand ein regelmäßiger Austausch. Kritik von Tiemeyer ist in diese Richtung auch nie gekommen.“
Er sieht beim Thema berufliche Ausbildung an einer Privatschule Handlungsbedarf bei der Bezirksregierung. „Solche Möglichkeiten sollte es nur an Standorten geben, in denen so eine Ausbildung ansonsten nicht angeboten wird. Für Bochum halte ich so ein Angebot für völlig überflüssig.“ Die Bezirksregierung aber sieht keinen Handlungsbedarf. Das Wirtschaftskolleg ist durch sie anerkannt.
„Wir verstehen uns als eine Ergänzung und Bereicherung der Bochumer Bildungslandschaft“, sagt Simone Vogel aus der Geschäftsleitung des Schulträgers. „Wir sind eine kleine Schule und können als zentraler Ansprechpartner besondere Ausbildungsbelange aufgreifen.“ Heißt konkret: Wenn Tiemeyer die Auszubildenden an bestimmten Tagen lieber im Betrieb haben möchte, soll das auf kurzem Dienstweg regelbar sein. Auch das aber, sagt Breitkopf-Inhoff, sei nie das Problem gewesen: „Da waren wir immer entgegenkommend.“