Bochum. Intendant Anselm Weber bringt den Roman „Ein Mann will nach oben“ von Hans Fallada als Uraufführung auf die Theaterbühne. Mit viel Musik und großem Ensemble.

Ein „American Dream“ an Berliner Kopfbahnhöfen, ein knallbuntes Panoptikum der deutschen Gesellschaft zwischen 1909 und 1934 und nicht zuletzt ein Großstadtroman von beachtlicher Komplexität. All das ist „Ein Mann will nach oben“ von Hans Fallada. Als Uraufführung bringt das Schauspielhaus dieses auch schon legendär fürs Fernsehen verfilmte Stück Literatur auf die Theaterbühne. Regie bei dieser Großproduktion führt Intendant Anselm Weber.

Hans Fallada (1893 bis 1947), den man wohl durchaus den großen deutschen Unterhaltungsschriftsteller des 20. Jahrhunderts nennen darf, auch wenn dieses Attribut über die Jahre oft abwertend gemeint war, schildert in diesem Roman das Leben des Karl Siebrecht, der 1909 als fast noch Jugendlicher nach Berlin kommt, um seine Chance zu ergreifen.

Eine der schönsten Fallada-Figuren

Diese Romanfigur, eine der schönsten, die Fallada je schuf, erkennt die neuralgische Schwachstelle des Eisenbahnbetriebs, organisiert den Koffertransport zwischen den Bahnhöfen. Ihm und seiner Firma für Gepäckbeförderung passieren Aufschwung und Weltkrieg, die Depression und die Inflationszeit. Von den schmuddeligen Hinterhöfen des roten Wedding bis in die Grunewaldvilla.

13 Stunden brauchte dafür die TV-Verfilmung – und kam doch nur bis in die 20er Jahre. Drei Stunden soll die Inszenierung im Großen Haus dauern – und die Geschichte bis zum Ende erzählen. Bis zu 45 Menschen sollen dabei die Bühne bevölkern, 26 Figuren aus dem Roman sind zu sehen. Im Zentrum die wunderbaren Dialoge Falladas, aber auch der Erzähltext. Und neu: viel Liedgut aus den 20ern, arrangiert vom „kongenialen“ (Weber) Theatermusiker Oliver Siegel, gesungen von einigen der 13 Schauspielerinnen und Schauspielern, darunter Friederike Becht, Sarah Grunert, Anke Zillich und Michael Kamp. Darunter etwa frech-kabarettistische Nummern aus der Feder von Komponisten wie Mischa Spoliansky, die derzeit überall wiederentdeckt werden.

Das Scharnier der Inszenierung

Für Weber ist der Erste Weltkrieg das Scharnier der Inszenierung, die große Zäsur. Entsprechend wird der erste Teil als Aufbruch in Szene gesetzt, der zweite Teil ganz der Umbruchszeit gewidmet, in einem an ein Kabarett oder einen Nachtclub erinnernden Setting. Vor allem werde dabei Videotechnik zum Einsatz kommen.

Die Hauptrolle übernimmt Felix Rech, in den weiteren Rollen: Friederike Becht, Therese Dörr, Andreas Grothgar, Sarah Grunert, Martin Horn, Michael Kamp, Matthias Kelle, Marco Massafra, Matthias Redlhammer, Xenia Snagowski, Klaus Weiss und Anke Zilllich.