Bochum.Schauspielhaus: Ensemblemitglied Friederike Becht versucht sich im Film-Business zu etablieren. „Gute Arbeitsbeziehung“ zur Intendanz macht’s möglich
Als tragische Liebende Desdemona stirbt Friederike Becht Abend für Abend den Bühnentod in David Böschs „Othello“-Deutung. Populäre Rollen spielte sie am Schauspielhaus zuvor schon als „Kleine Hexe“ und als Peer Gynts Solveig. Doch neben der Bühnenpräsenz als Ensemblemitglied treibt die 1986 geborene Mimin ihre Film-Karriere voran. Und zwar sehr energisch.
Am 23. Februar ist sie wieder im ZDF zu sehen. In „Der Clan - Die Geschichte der Familie Wagner“ verkörpert sie die junge Cosima, verliebt sich dabei romantisch unterm Sternenhimmel in Richard und bekommt ein Kind. Die ältere Cosima wird dann von Iris Berben gespielt - „Ich bin nur fünf Minuten zu sehen“, lacht die in der Pfalz geborenen Schauspielerin. Doch schon bald ist sie in zwei Kinoproduktionen in Hauptrollen vertreten: „Das Labyrinth“ ist bereits abgedreht, im April steht sie neben Christian Ulmen in der Verfilmung von Benedict Wells Roman „Becks letzter Sommer“ unter der Regie von Frieder Wittich („13 Semester“) vor der Kamera.
Man könne nicht alles gleichzeitig voran treiben. „Man müsse sich für den Film oder das Theater entscheiden“, das habe sie schon warnend gehört. „Doch, man kann!“ - war die Antwort der jungen Frau, die in Weitmar mit ihrem Mann Sebastian Rabsahl (Poetry-Slam-Alias: Sebastian 23) und ihren eineinhalbjähriger Sohn wohnt. Die „sehr gute Arbeitsbeziehung“ mit Theater-Chef Weber erlaube es ihr, die vielen Film-Chancen wahrzunehmen. Sehr populär, wenn auch ebenfalls nur sehr kurz, war Friederike Becht etwa in „Hannah Arendt“ von Margarete von Trotta zu sehen, darin als junge, in Martin Heidegger verschossene Philosophie-Studentin Arendt. Hier wurde die „ältere“ Arendt - über die weitaus größte Strecke des Films - dann von der großen Barbara Suckowa übernommen.
Im Film-Ensemble mit Gert Voss
Nach ihrem Hauptrollen-Debüt in dem melancholischen Ost-West-Drama „Westwind“ (2010) ist Becht jetzt schon besonders stolz auf den bereits abgedrehten Streifen (14 Drehtage für sie) „Im Labyrinth“. Hier stand sie als „Marlene“ vor der Kamera, der lebenslustigen Freundin eines jungen idealistischen Staatsanwaltes, gespielt von Alexander Fehling, der im Deutschland des Wirtschaftswunders gegen den Willen seiner Vorgesetzten die Auschwitz-Verbrechen aufrollt. Die Rolle des Generalstaatsanwalts Fritz Bauer hat dabei die Theater-Legende Gert Voss inne. „Das wird ein toller Film“, ist sich Becht sicher, und grinst: „Da komm’ ich sogar auf das Plakat“. Vermutlich wird der Film erst im Herbst/Winter 2014 auf Festivals gezeigt, ehe er in die deutschen Kinos kommen kann - vermutlich nicht vor 2015.
Doch bei allem Erfolg vor den Kameras will Friederike Becht „die Bretter, die die Welt bedeuten“ nicht vernachlässigen. Auch dann nicht, wenn (halbe) Drehtage in Berlin, Köln, Frankfurt oder München schon mal mit einer hektischen Heimkehr und einem abendlichen Auftritt auf der Schauspielhausbühne enden.
Dort ist sie neben ihren vielen Repertoire-Rollen demnächst auch wieder unter Regisseur Anselm Weber im Einsatz. In Hans Falladas „Ein Mann will nach oben“ spielt sie allerdings nur einen kleineren Part.
Für viel Aufsehen und womöglich Bekanntheit dürfte dann die Produktion mit dem angesagten Christian Ulmen sorgen. Nach dem Casting im Jahr 2011 („Ich war da hochschwanger“) hatte sie lange nichts gehört von der Produktionsfirma. Doch jetzt im April können die Dreharbeiten in Köln beginnen. „Becks letzter Sommer“ ist ein Künstlerroman und ein Roadmovie.