Bochum.

Zwei Tage Anwesenheitspflicht in der Schule, den großen Rest des Schulstoffes am Rechner erarbeiten. In Zeiten, in denen Schüler immer online sind, hört sich extrem gut an, was sich Abitur-online nennt: Ein Weg zum Abitur – bei flexibler Zeiteinteilung.

Ingo Christ lächelt, als die Frage nach seiner Freizeit kommt. „Als ich hier am Ottilie-Schoenewald Weiterbildungskolleg mit Abi-online angefangen habe, habe ich noch Vollzeit gearbeitet.“ Jetzt hat er noch einen 400-Euro-Job, „sonst könnte ich die Aufgaben und Klausur-Vorbereitungen nicht bewältigen“, sagt er und muss wieder lächeln, als es um seine mögliche Abitur-Note geht. „Ich müsste durchkommen. Eine mündliche Prüfung steht noch an.“

Onliner schneiden beim Zentral-Abitur besser ab

Er wird ein gutes Abitur bauen. Da ist sich Schulleiter Heinrich Brinkmöller-Becker sicher. Nicht nur, weil Christ ein guter Schüler ist. „Das liegt auch daran, dass bei Abi-online vom ersten Tag an hochgradig schriftlich gearbeitet wird. Zudem ist man auf selbstständiges Arbeiten angewiesen.“

Die Tatsache, dass die Menschen, die ihr Abi-online machen, älter sind, also in der geistigen Entwicklung schon ein paar Schritte weiter sind als die „normalen“ Abiturienten, spiele mit hinein, so Brinkmöller-Becker. „Bei uns machen viele Menschen Abitur, die nicht mehr im Schüleralter sind. Auch im internen Vergleich zu ihnen schneiden die Abi-Onliner besser ab.“ Beim Zentral-Abitur. Wer Abi-online macht, bekommt die gleichen Abitur-Fragen wie Gymnasiasten oder Gesamtschüler.

Vorzeitiges Abgehen mit Fachhochschulreife möglich

Wie bei vielen, die ihr Abitur online angehen, hätte auch Christ das Thema schon hinter sich haben können. Bei einigen sind es Kinder, die die Lebensplanung verändern, bei Christ ein Grund, der ebenso auf viele zutrifft. „Auf normalen Weg Abi zu machen, daran habe ich mich selbst gehindert“, sagt er. „Ich wusste nicht, was ich mit dem Abitur anfangen soll. Als ich älter wurde, hat sich die Perspektive verschoben. Da kam mir der Gedanke, wo bin ich in zehn Jahren und dass ich jetzt noch studieren kann. Es hieß jetzt oder nie. Ich habe mich für jetzt entschieden.“

Er ließ sich dann auch nicht mehr bei der Anmeldung von seinem Weg abbringen. „Wir weisen“, sagt Brinkmöller-Becker, „bis zur Grenze der Abschreckung darauf hin, wie schwierig es ist Abi-online zu machen. Die Abbrecherquote ist hoch. Sie ist generell an der Abendschule hoch. Bei Abi-online, das nun seit zwölf Jahren angeboten wird, kommt hinzu, dass man sich für das Abitur anmeldet, mit der Fachhochschulreife aber schon abgehen kann.“ Ingo Christ hat es durchgezogen, macht jetzt sein Abitur. Er wird die Schule vermissen, seine Klasse, in der er zu Beginn 24 Mitschüler hatte, jetzt sind es noch 12. „Das beste waren immer die zwei Tage an der Schule.“