Bochum.

Birgt das Ein- und Aussteigen in der Straßenbahn Gefahren? Zahlreiche WAZ-Leser schilderten in den letzten Wochen teils haarsträubende Erlebnisse. Die Bogestra hält dagegen. „Unsere Türen sind sicher!“, bekräftigte das Nahverkehrsunternehmen bei einer Vorführung auf dem Betriebshof an der Essener Straße.

Exklusiv hatten WAZ-Leser die Möglichkeit, sich von Bogestra-Technikern zeigen und erklären zu lassen, wie die Bahntüren funktionieren. Im Fokus: der Ein- und Ausstieg in den sogenannten M-Wagen aus den 70er Jahren. 15 dieser Uralt-Bahnen sind noch auf der Linie 310 unterwegs, auf der WAZ-Leser nach eigenen Angaben zuletzt mehrfach in vorzeitig schließenden Türen eingeklemmt wurden.

Drei Vorrichtungen garantieren Sicherheit

„An der Technik kann es nicht gelegen haben“, sagen Volker Thüne und Diethelm Hupp, die die Bogestra-Bahnen als Werkstattleiter beziehungsweise Elektriker in- und auswendig kennen. Drei Vorrichtungen würden „höchste Sicherheit garantieren“, so Thüne:

  • Nach der Anforderung per Knopfdruck (den gibt’s nur noch bei den alten Modellen) bewirke ein Tritt auf die unterste Stufe, dass die Tür geöffnet bleibt.
  • Vier Lichtschranken sind installiert. Erst fünf Sekunden nach dem letzten Kontakt schließen sich die Türen automatisch.
  • Kontakte in der Gummiverkleidung sollen dafür sorgen, dass sich die schließende Tür bei jeder Berührung sofort öffnet.

„Die Technik wird alle 10.000 Kilometer – das sind etwa sechs Wochen – kontrolliert. Gesetzlich vorgeschrieben ist der Test nur einmal im Jahr. Und: Unsere Fahrer prüfen vor jeder Fahrt, ob die Türen funktionieren. Das ist im Dienstplan so vorgesehen“, berichtet Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. „Sie sehen: Wir tun das Menschenmögliche für die Sicherheit unserer Kunden“

Gefährliche Situationen

Wie es dennoch zu den gefährlichen Situationen kommen konnte? Die Bogestra hat darauf nur eine Antwort. Wird der Knopf gedrückt, ohne dass ein Fahrgast zusteigt, schließt sich die Tür nach drei Sekunden automatisch. Nur so, meint Sandra Bruns, könne sich unter anderem der Unfall mit einer 81-Jährigen in Höntrop ereignet haben. "Wir vermuten, dass die Dame den Anforderungsknopf drückte, dann aber länger als drei Sekunden für das Einsteigen brauchte." Die Tür schloss sich. Die Seniorin fiel auf die Fahrbahn und wurde schwer verletzt.

„Unsinn“, entgegnet Herbert Gausling, der die Interessen seiner Schwägerin vertritt und als WAZ-Leser an der Vorführung teilnahm. „Meine Schwägerin fährt seit 45 Jahren Bus und Bahn. Die weiß sehr wohl, wie man richtig einsteigt. Und wie die vielen WAZ-Zuschriften zeigen, ist sie ja nicht die Einzige, der so etwas passiert ist. Jede Technik ist störanfällig!“

Die Fronten bleiben verhärtet. Eine Empfehlung und eine Gewissheit immerhin stehen am Ende. Vor allem älteren Fahrgästen wird geraten, vorne beim Fahrer einsteigen. Er kann die Tür notfalls offenhalten. Und: Die alten M-Modelle gehören bald der Vergangenheit an. Bis zum Jahr 2017 werden sie durch die modernen Variobahnen ersetzt, die zusätzlich zur Lichtschranke und Druckleiste mit Bewegungsmeldern an den Türen ausgestattet sind.