Bochum. .

Der Verkehrsclub (VCD) in Bochum, Herne und Gelsenkirchen sieht Stagnation beim Bogestra-Angebot und nur zaghafte Verbesserungen beim Radverkehr. Fortschritte zu Gunsten einer umweltverträglichen Verkehrspolitik seien gering.

Längst könnte Bochum etwa Mitglied der landesweiten Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden sein - wenn der Wille in der Politik vor Ort vorhanden wäre. Derzeit wird der Beitritt aber nur geprüft. Auch bei der Umgestaltung der Wittener Straße zwischen Ferdinandstraße und Lohring konnte nur mit Mühe ein Kompromiss erzielt werden, der Radstreifen gerade noch vorsieht, aber auch weiterhin zwei Fahrspuren stadteinwärts für den Autoverkehr.

„Für viele Vertreter von SPD, CDU und FDP ist die Vorstellung, dass auch Bochum fahrradfreundlich werden sollte, wohl immer noch weit entfernt“, vermutet VCD-Sprecher Jürgen Eichel. Eine solche Haltung könne man sich aber in Zeiten des Klimaschutzes nicht mehr leisten. Der VCD erwarte einen Beschluss zum Beitritt der AG fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden im ersten Halbjahr 2011 und eine Verpflichtung für weitere Maßnahmen zugunsten des Radverkehrs.

Straßenbahnlinie 306 zu langsam

Auch mit dem neuen Fahrplan der Bogestra wird im wesentlichen das bestehende Angebot gefahren. „Das heißt: keine drastischen Kürzungen wie in Hagen oder Oberhausen, aber auch keine weiteren Verbesserungen wie in Dortmund oder Düsseldorf“, so der VCD. Hier müsse in Bochum mehr geschehen. Dabei gehe es gar nicht immer um teure Angebotsausweitungen. Auch zusätzliche Haltestellen und verbesserte Linienführungen können mehr Fahrgäste bringen“, so VCD-Sprecher Eichel. Der Verband hofft, dass im neuen Jahr von den vielen Anregungen zum Nahverkehrsplan der Stadt Bochum zumindest einige aufgegriffen werden. Hier müssten auch dort verankerten Qualitätsstandards umgesetzt werden. Ein wichtiger Punkt für den VCD neben der Pünktlichkeit: keine Werbefolien auf den Fenstern und freie Sicht für die Fahrgäste.

Enttäuscht ist der VCD von der „Beschleunigung“ der Straßenbahnlinie 306. Zwar wurden Haltestellen behindertengerecht umgebaut und neue Fahrzeuge eingesetzt, von der versprochenen Fahrzeitverkürzung von acht Minuten ist jedoch wenig übrig geblieben, auf Bochumer Stadtgebiet gar nichts. Nur weil in Herne drei Minuten gespart wurden, kam insgesamt eine leichte Fahrzeitverkürzung heraus. „Herne Top - Bochum Flop“, so die Fahrzeit-Bilanz des VCD. „Man hat den Eindruck: In Bochum steht die 306 an fast jeder Ampel“, so Eichel. Hier müsse dringend nachgesteuert werden, insbesondere in den Bereichen Hamme Kirche, Einmündung Overdyker Straße, Bodelschwinghplatz, Einmündung Poststraße.

Flexibel umgesetzt werden muss nach Meinung des VCD auch die elektronische Vordereinstiegskontrolle in Bussen. „Es kann nicht sein, dass Verspätungen in Kauf genommen werden und Fahrgäste ihre Anschlüsse verpassen, weil erst alle vorne einsteigen und das Ticket auf den Automaten legen müssen.“ Insbesondere bei Gelenkbus-Linien wie 345, 368 und 390 müssten daher an Haltestellen, wo viele einsteigen, immer alle Türen genutzt werden, ggf. sollten Fahrgastbetreuer mit unterwegs sein.