Bochum. Ist das Ein- und Aussteigen in der Straßenbahn gefährlich? “Ja!“, schildern zahlreiche WAZ-Leser. “Nein!“, entgegnet die Bogestra und stellt ihre Tür-Technik in der nächsten Woche 20 Lesern vor. Auslöser war ein Zwischenfall, nach dem eine 81-Jährige sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Auslöser der Diskussion ist der WAZ-Bericht über eine 81-Jährige Bochumerin. In Höntrop wollte sie in die Linie 310 einsteigen. Sie benutzte die mittlere Tür der Straßenbahn. Plötzlich, so die Seniorin, habe sich die Tür geschlossen. Sie sei rückwärts auf den Gehweg geschleudert worden.

Verletzt musste sie ins Krankenhaus gebracht werden. Das Amtsgericht wies eine Klage auf 1742 Euro Schmerzensgeld zurück und gab der Bogestra Recht. Die beteuert: Die Lichtschranken-Technik sei einwandfrei und werde regelmäßig kontrolliert. Bislang habe sich kein Unfall wegen eines Tür-Defektes ereignet.

Immer mehr WAZ-Leser widersprechen der Bogestra:

  • „Am Kesterkamp in Linden wurde mein Mann beim Einsteigen zweimal mit seinem Mantelärmel von der schließenden Tür eingeklemmt und musste mit der anfahrenden Bahn mitlaufen, bis der Fahrer den Zwischenfall bemerkte“, schreibt Gerlind Spoo.
  • Mein schlimmstes Erlebnis war, als ein ca. vierjähriges Mädchen an der Heckertstraße in der Tür eingeklemmt wurde. Es schrie fürchterlich. Ich half, so gut ich konnte. Der Fahrer hat sich nicht vom Sitz erhoben“, ärgert sich Carola Horn.
  • „Ich wurde in der Tür eingeklemmt, weil ich schwerbehindert bin und mich nur langsam bewegen kann. Glücklicherweise hörte der Fahrer meinen Aufschrei und öffnete die Tür“, erzählt Ilse Dilger.
  • „Es ist nicht nur mir schon einige Male passiert, dass ich von schließenden Türen eingeklemmt wurde. Sind wir alle nicht in der Lage, die Fahrzeuge ordnungsgemäß zu benutzen, oder stimmt hier etwas mit der Schließfunktion der Türen nicht?“, fragt Carmen Trein.

Schwager legt Berufung ein

Vorführungen beginnen um 10 und 10.30 Uhr

Die Vorführungen auf dem Bogestra-Betriebshof an der Essener Straße 125 beginnen am
15. März um 10 und 10.30 Uhr.
Wer dabei sein will, schreibt an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum, E-Mail:
redaktion.bochum@waz.de
Eingeladen sind vor allem jene Leser, die schlechte Erfahrung beim Ein- und Aussteigen in Bogestra-Bahnen gemacht haben.

Die Bogestra will Antworten liefern und die Zuverlässigkeit der Bahntüren demonstrieren. Am Donnerstag, 15. Mai, lädt das Nahverkehrsunternehmen 20 WAZ-Leserinnen und -Leser ein, sich die Automatik aus nächster Nähe anzuschauen und vom Betriebsleiter erklären zu lassen. Zwei Gruppen mit jeweils zehn Lesern wird in der Bogestra-Werkstatt auf dem Betriebshof an der Essener Straße die Technik gezeigt und erläutert.

Gut möglich, dass Herbert Gausling mit dabei ist. Als Schwager vertritt der 74-Jährige die Interessen des 81-jährigen Unfallopfers. Die erste Klage hat er verloren – die Zuversicht auf eine angemessene Entschädigung noch nicht. Energisch weist er eine Mitschuld seiner Schwägerin an dem Sturz zurück. „Wir haben Berufung eingelegt. Der Rechtsstreit geht weiter.“