Bochum/Unna. Die Zukunft der Organtransplantation steht im Blickpunkt des WAZ-Nachtforums Medizin am Donnerstag, 22. Mai, im Knappschaftskrankenhaus Langendreer. Der 54-jährige Kurt Ender schildert in einem Patientengespräch sein neu gewonnenes Leben.
„Projekt neues Leben“ lautet der Titel des WAZ-Nachtforums Medizin am Donnerstag, 22. Mai. „Projekt neues Leben“: Für Kurt Ender (54) begann es mit einer Organtransplantation vor 14 Jahren. Heute ist der vierfache Vater „ein glücklicher, zufriedener Mensch“.
Das Schicksal meinte es nicht gut mit Kurt Ender. Als Siebenjähriger erkrankt er an Diabetes: dem besonders gefährlichen Typ 1, bei dem der Körper in der Bauchspeicheldrüse kaum oder kein Insulin mehr produziert. Täglich müssen zwei Spritzen gesetzt werden.
Spitzenplatz: Knappschaftskrankenhaus
Als junger Erwachsener setzen die Spätfolgen ein. Ein Augenleiden kann mit einer Laserbehandlung gestoppt werden. Die Schädigung der Nieren schreitet unaufhaltsam voran. Kurt Ender muss seinen Beruf als Software-Techniker aufgeben und in Rente gehen.
Mit 38 sind die Nierenwerte so alarmierend, dass der behandelnde Arzt erstmals eine kombinierte Transplantation von Niere und Bauchspeicheldrüse ins Gespräch bringt. Das Knappschaftskrankenhaus ist auf diesen Eingriff spezialisiert. Jährlich über 140 Nieren und Bauchspeicheldrüsen (Pankreas) werden in Langendreer verpflanzt; ein Viertel der Patienten erhält eine Kombi-Operation. Damit nimmt das Transplantationszentrum einen Spitzenplatz in Europa ein.
Für Kurt Ender gilt es, keine Zeit zu verlieren. Ab dem Frühjahr 1999 steht sein Name auf der Warteliste der Stiftung Eurotransplant. Nach 14 Monaten, im Juni 2000, der ersehnte Anruf: Spenderorgane sind verfügbar. Von wem sie stammen, darf der damals 40-Jährige nicht wissen. „Mir wurde nur gesagt, dass die Organe eine sehr lange Reise hinter sich haben.“
1000 Kilometer auf dem Rad
Kurt Ender hat Angst vor dem Eingriff. Zugleich jedoch empfindet er „großes Glück, dass nun hoffentlich ein neues Leben beginnt“. Die Hoffnung trügt nicht. Die OP verläuft reibungslos. Nach knapp drei Wochen kann Kurt Ender die Klinik verlassen. Die Qualen von einst, sie sind Vergangenheit. Bis heute sind seine Nierenwert „so gut, als wenn es meine eigenen Organe wären“. Die Bauchspeicheldrüse arbeitet nicht mehr ganz so gut. „Ich muss seit 2013 täglich vor dem Essen Insulin beispritzen. Aber das ist keine große Prozedur.“
Fahrradfahren hält Kurt Ender gesund und fit. Wie fit, will er (sich) ab dem 21. Juni beweisen. Der Unnaraner, seit 2007 im Bundesverband der Organtransplantierten engagiert, radelt bei der „Tour Pro Organspende“ mit. Binnen zwölf Tagen geht’s 1000 Kilometer von Groningen nach Kopenhagen
„Projekt neues Leben“: Kurt Ender sitzt wieder fest im Sattel.
Anmeldungen sind noch möglich
Neue Organe können ein neues Leben eröffnen. Dass dennoch Tausende vergeblich auf Hilfe warten und sterben, ist dem Mangel an Spenderorganen geschuldet. „Der Transplantationsskandal hat die Organspende nachhaltig beschädigt. Die Spenderzahlen sind seit 2012 um 25 Prozent zurückgegangen. Die Wartezeiten werden für die Patienten noch länger als zuvor“, bedauert Prof. Dr. Richard Viebahn, Direktor des Transplantationszentrums am Knappschaftskrankenhaus Langendreer.
Dort geht es beim WAZ-Nachtforum am Donnerstag, 22. Mai, um die Zukunft der Organspende. Neben Prof. Viebahn kommen vier weitere Experten in kurzen Eingangssätzen und bei einer Podiumsdiskussion zu Wort:
– Prof. Dr. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik am Marien-Hospital Herne;
– Peter Fricke, Vorsitzender des Bundesverbandes der Organtransplantierten;
– Prof. Dr. Torsten Verrel, Mitglied der Ständigen Kommission Organtransplantation bei der Bundesärztekammer;
– Dr. Michael Bos, Vorsitzender der Ethikkommission der Stiftung Eurotransplant.
Das Medizinforum in der Klinik-Cafeteria In der Schornau beginnt um 19 Uhr. Der Besuch ist kostenlos. Wir bitten um Anmeldungen unter 0800/60 60 710.