Köln. Die Zahl der Menschen, die einen Organ-Spenderausweis bei sich tragen, steigt. Dennoch hat wegen des Vergabeskandals bei Transplantationen das Vertrauen ins Spendesystem enorm gelitten. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage. Das verlorene Vertrauen lässt sich nur schwer zurückgewinnen.
Trotz des Transplantationsskandals ist der Anteil der Menschen in Deutschland mit Organspendeausweis innerhalb eines Jahres von 22 auf 28 Prozent gestiegen. Das zeigt eine am Freitag in Köln veröffentlichte Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Das Ergebnis erscheint erstaunlich, weil nach dem Skandal um Manipulationen bei der Organvergabe in mehreren Kliniken die Zahl der Spender 2013 auf ein Tief von 876 sank. Allerdings hat in der Zwischenzeit die Organspendereform gegriffen: Die Krankenkassen versorgten ihre Versicherten mit Infomaterial und Ausweisen. In der neuen Umfrage gaben 48 Prozent der Befragten an, dass sie Vertrauen in das Organspendesystem verloren haben.
Die Erhebung ergab aber auch, dass 78 Prozent der Bürger der Organ- und Gewebespende positiv gegenüberstehen. 68 Prozent der Befragten sind zu einer Organ- und Gewebespende nach ihrem Tod bereit, zwei Prozent weniger als bei der Erhebung ein Jahr zuvor.
Verlorenes Vertrauen nur langsam wieder gewinnen
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte: "Wir müssen weiterhin beharrlich für die Organspende werben." Verlorenes Vertrauen lasse sich nur langsam zurückgewinnen.
Der Organspendeausweis wird der Studie zufolge überwiegend dafür genutzt, einer Organ- und Gewebespende zuzustimmen (84 Prozent). Lediglich 4 Prozent dokumentieren im Organspendeausweis demnach ihren Widerspruch.
Die Direktorin der Bundeszentrale, Elisabeth Pott, sagte: "Die Dokumentation der persönlichen Entscheidung zur Organ- und Gewebespende ist deshalb so wichtig, damit im Falle des eigenen Todes Angehörige nicht auf ihre Einschätzung oder Vermutung angewiesen sind, sondern entlastet werden." (dpa)