Bochum. Randale in der Pause. Zwei Jugendliche beschimpfen und verprügeln einen sichtlich schwächeren Mitschüler. Was passiert jetzt auf dem Schulhof? Greift jemand ein, geht dazwischen, holt zumindest Hilfe? „Ja. Und das hat uns sehr gefreut“, sagt Dr. Ludwig Kalthoff, Präsident des Rotary-Clubs Bochum, der Zivilcourage künftig belohnen will.

Allzu oft wird weggeschaut, wenn Menschen sichtbar Opfer von Gewalt werden. Die Rotarier machten die Probe aufs Exempel. Das Hilfswerk engagierte Schauspielschüler der Folkwangschule. Jeweils drei Mimen mischten sich zeitgleich an der Graf-Engelbert-Schule, Heinrich-von-Kleist-Schule und am Alice-Salomon-Kolleg unter die Schüler und inszenierten eine Schlägerei. Niemand wusste Bescheid. Nur die Vertrauenslehrer waren eingeweiht.

Das Ergebnis war weitaus erfreulicher, als es ähnliche Experimente u.a. von TV-Sendern vermuten ließen. „An allen drei Schulen griffen Schüler, die zufällig Zeugen des Angriffs wurden, beherzt ein – verbal, aber auch, indem sie sich zwischen die Kontrahenten stellten“, schildert Dr. Ludwig Kalthoff.

Auch ein Kurs ist geplant

An den drei teilnehmenden Schulen beließ es der Rotary-Club, der von Prof. Schneider (Klinische Psychologie der Ruhr-Uni) wissenschaftlich unterstützt wurde, bei einem dicken Kompliment an die Jugendlichen. Fortan soll ein derartiger Einsatz auch prämiert werden: Die Rotarier loben erstmals einen „Preis für Zivilcourage“ aus. Er soll alle zwei Jahre vergeben werden. „Wir möchten damit die Bedeutung und Notwendigkeit von Zivilcourage herausstellen, mutige Menschen würdigen und dazu ermuntern, in bedrohlichen Situation wenn nicht selbst einzugreifen, so doch wenigstens Hilfe zu holen oder zu organisieren“, betont Dr. Kalthoff. „Wir sind uns bewusst, dass wir die Gesellschaft damit nicht verändern werden. Aber wenn jeder nur einen kleinen Teil dazu beiträgt, wird sich an der Mentalität des Wegguckens ganz sicher etwas verändern.“

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In den nächsten zwei Wochen hofft der Klub auf zahlreiche Nominierungen (siehe Info-Kasten). Bewusst wird das Preisgeld aufgeteilt, um gerade auch Jugendliche anzuspornen, in Schule und Freizeit Hilfe zu leisten.

Wie das gelingen kann, will der Rotary-Club auch hautnah vermitteln. „Im Zuge unseres Preises kam die Idee auf, Kurse zu veranstalten, in denen Experten zeigen und demonstrieren, wie man sich in gefahrbringenden Situationen verhält, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen“, so Dr. Kalthoff. Der erste Lehrgang soll alsbald beginnen. Damit Zivilcourage nicht nur an Schulen keine Ausnahme bleibt.