Bochum. 40 junge Bewohner der Stiftung Overdyck stellen zurzeit Bilder und Fotografien überihr eigenes Ich im Atrium der Stadtwerke aus. Darunter sind sehr kunstvolle Arbeiten. Der Titel der Ausstellung: „(Ein)Blicke ins Ich“.

Liebe und Tod – das sind die beiden ganz großen Themen aller höheren Literatur. In den kleinen Bildern von 40 Kindern und Jugendlichen der evangelischen Stiftung Overdyck dreht sich hingegen alles um die Frage der Selbsterkenntnis: Wer bin ich eigentlich? Was kann ich gut, was schlecht und woran scheitere ich? Unter dem Titel „(Ein)Blicke ins Ich“ stellen sie ihre Arbeiten zurzeit im Atrium der Bochumer Stadtwerke am Ostring aus. Bis zum 7. Mai sind sie dort von montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr kostenlos zu sehen.

„Die Idee ist“, sagt Petra Hiller, Leiterin der Stiftung, „ein Projekt zu machen, in dem Gefühle gezeigt werden, sowohl positive als auch negative. Kinder und Jugendliche sind oftmals so wenig sprachfähig, was ihre Befindlichkeiten angeht. Da sind Bilder eine gute Möglichkeit, sich auszudrücken.“

Und das erkennt man in vielen dieser sehr persönlichen Arbeiten durchaus. Das vielleicht intensivste, das kunstvollste Motiv steht auf einer Staffelei und zeigt eine Pflanze, die aus einer verzierten Vase emporwächst. In oberen Teil des Stängels haben sich die Blätter in die Köpfe zweier Liebenden verwandelt, die sich zaghaft näherkommen und zu einem innigen Kuss anzusetzen scheinen.

235 junge Menschen leben in 23 verschiedenen Wohngruppen

Andere Arbeiten sind schlichter gehalten, aber teilweise ebenfalls gut gemacht. Einige Werke reichen ins Abstrakte hinein, andere bleiben naturalistisch wie etwa die liebevolle Darstellung eines Pferdekopfes mit schön gekämmter Mähne.

Die vom Jugendamt und von Spenden finanzierte Overdyck-Stiftung im Sitz in Bochum beherbergt Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr zu Hause wohnen können: wegen der sozialen, familiären oder politischen Verhältnisse. Insgesamt leben 235 junge Menschen in 23 verschiedenen Wohngruppen, fast alle in Bochum (zwei in Marl und in Lünen).

Aus politischen Gründen lebt zum Beispiel der 17-jährige Yassin nach Bochum. Vor sieben Monaten kam er aus Syrien und lebt jetzt in einer Wohngruppe, in der acht weitere Flüchtlinge untergebracht sind. Alle sind ohne ihre Eltern oder Verwandte hier. Yassins Eltern zum Beispiel sind ihrerseits nach Jordanien geflüchtet. Mittlerweile spricht der 17-Jährige schon ein gutes Stück weit Deutsch. Das Malen ist eines seiner großen Talente, heißt es in der Overdyck-Stiftung. Er geht dieser Leidenschaft in seinem Zimmer nach.

Die Ausstellung zeigt auch Fotografien der Jugendlichen über sich und ihr Innenleben.