Bochum. Erneut ist ein Vorstoß von Bürgern gescheitert, in Bochum Taubentürme aufzustellen. Sie sollten langfristig die Zahl wilder Vögel in Bochum senken. Politik und Verwaltung in Bochum zweifeln an dem Konzept: Die Wirkung solcher Anlagen sei nicht erwiesen.

Die vom Taubenvater einst und manchmal noch heute so liebevoll gepflegten Vögel nehmen die Bevölkerung mehr und mehr als Plage wahr, weil sie öffentliche Plätze besetzen und diese beschmutzen. Ganze Geschäftszweige florieren und leben vom Vertrieb sogenannter Taubenabwehranlagen, vom Netz bis zu „Taubenabwehrspikes“ (die heißen wirklich so). Am Dienstag scheiterte erneut eine Initiative, mit Taubentürmen die Wildtauben wenigstens auf bestimmte Punkte zu konzentrieren.

In einem Bürgerantrag hatten sich Sonja Rothenbacher und Barbara Krüsmann für solche Taubentürme stark gemacht. Sonja Rothenbacher begründete dies im Beschwerdeausschuss: „Es ist eine Tragödie, dass durch das Fütterungsverbot Tauben verhungern müssen.“ In dem Taubenturm könnten die Eier durch Attrappen ausgetauscht und so der rasante Anstieg der Taubenpopulation vermieden werden.

Turm könnte bis zu 15.000 Euro kosten

Die Verwaltung und die Mehrheit des Ausschusses konnte sich der Argumentation nicht anschließen. Die Wirkung von Taubentürmen sei keineswegs erwiesen. Beobachtungen hätten ergeben, dass ein Großteil der in der Innenstadt lebenden Tauben im Bereich des Telekomblocks aufhalten. Die Verwaltung beruft sich in ihrer ablehnenden Haltung zudem auf ein nach einer damals heftig geführten Debatte um die Taubenplage in der Innenstadt auf ein Gutachten, das ebenfalls die Wirkung solcher offenen Schläge in Frage stellt.

Übrigens liegen die Kosten für die Installation nur eines solchen Turmes bei bis zu 15.000 Euro. Hinzu kommen Kosten, die für die Unterhaltung anfallen. Diese liegen bei rund 9000 Euro im Jahr.

Kirchen und Denkmäler werden massiv verschmutzt

Auf Anfrage der WAZ erläuterte die Stadt noch einmal die Einzelheiten zum geltenden generellen Fütterungsverbot. Wer dagegen verstößt, muss 35 Euro berappen. Wer wiederholt ertappt wird, muss mit einem Bußgeld bis zu einer Höhe von 1000 Euro rechnen.

„Zwölf Kilogramm Kot verursacht eine Taube jährlich. Dadurch werden Kirchen, Denkmäler und Häuser massiv verschmutzt. Bei der Beseitigung des Drecks entstehen enorme Kosten für den Steuerzahler“, heißt es auf einer Info-Broschüre der Stadt. Dort beweist die Verwaltung durchaus Humor, nicht nur der fütternde Mensch, sondern auch die Tauben tragen zur Anonymisierung einen „Verbrecherbalken“.