Bochum.
Die Kunst des Lebens lehren. Diesen Satz hat das Alice-Salomon-Berufskolleg als Leitspruch. Aktuell holt das „Leben“ die Schule ein. Es ist für den stellvertretenden Schulleiter Werner Schiller und sein Kollegium bereits „Kunst“, für alle Schülerinnen und Schüler, für alle Klassen einen Raum zu finden. „Nach den Sommerferien wird sich die Situation noch dramatischer darstellen“, sagt Schiller. „Wir haben jetzt bereits nur 49 Klassenräume für 68 Vollzeit-Klassen.
Das heißt, unser Anzug ist da schon sehr knapp genäht. Jetzt sind wir darüber informiert worden, dass wegen Brandschutzsanierung die Gemeinschaftsgrundschule Günnigfeld in die Roonstraße verlegt wird. An unserem Zweitstandort an der Roonstraße aber hatten wir bislang sechs Räume. Die fehlen jetzt. Ersatzräume konnte die Stadt bisher nicht finden. Das heißt, dass es für 150 bis 200 Schüler an unserer Schule keinen Platz mehr geben soll, obwohl sie sich fristgerecht beworben haben.“ Eigentlich müsste es schon lange einen Bewerbungsstopp geben.
Stadt gefährdet die Bemühungen um Integration
Die herkömmlichen Wege der Beschwerde hat Schiller bereits beschritten. Er hat mit Vertretern der Stadt gesprochen, hat die Probleme im Schulausschuss vorgetragen. „Passieren wird wohl nichts. Die Stadt sitzt das aus. Sie tut das auf dem Rücken der Schüler. Sie entzieht der Schule Räume und überlässt es uns, die Konsequenzen zu tragen. Sie gefährdet ihre Bemühungen um Integration. Wenn Klassen geschlossen werden müssen, werden die einjährigen Bildungsgänge und Internationalen Förderklassen betroffen sein. Beide Bildungsgänge werden überwiegend von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund besucht. Die Stadt wird erklären müssen, warum sie diese Schüler ausgrenzt.“
Stadtdirektor Michael Townsend sagt dazu: „Ich kann der Schule gar nicht helfen.“ Für ihn stellt sich das Ganze weit weniger dramatisch dar. „Zunächst einmal sprechen wir nicht darüber, dass wir der Schule Räume wegnehmen, sondern über zusätzliche Räume. Die aber können wir auch diesem Berufskolleg nicht zu Verfügung stellen.
Wir haben nicht die Mittel, zusätzliche Räume zu bewirtschaften. Zudem können wir kein Gebäude bauen oder eine Pavillonstadt errichten. Ja, es wird Abweisungen am Berufskolleg geben. Abweisungen aber gibt es an anderen Standorten auch. Das ist normal. Das ist für keinen schön. Aber das ist die Lebenswirklichkeit. Dennoch: In Bochum bleibt keiner auf der Straße stehen.“