Bochum. Der Arbeitstag von Schulsozialarbeiterin Hanna Meyer ist sehr abwechslungsreich. Sie sagt aber ganz klar: „Ich bin nicht der Sheriff oder die Schulhofpolizei.“
Es hat Streit gegeben. Felix und Fabian verbrachten die Hälfte der großen Pause damit, sich zu ärgern. Am Ende der Pause ist die Benutzung eines Tennisballs noch nicht abschließend geklärt. Das würde sie im Normalfall auch den Rest des Schultages begleiten, den Unterricht beeinflussen.
Nach einem Besuch bei Hanna Meyer (34) aber verläuft der Rest des Tages anders als er es in der Vergangenheit wahrscheinlich getan hätte. Hanna Meyer ist Schulsozialarbeiterin an der Gemeinschaftsgrundschule Volkspark.
An diesem Vormittag ist sie – auch – Streitschlichterin. „Ich bin nicht der Sheriff oder die Schulhofpolizei“, sagt die Diplom-Heilpädagogin und Familientherapeutin. „Es geht nicht darum, dass ich den Streit möglichst schnell löse und dazwischen gehe, wenn sich Ärger anbahnt. Es geht darum, dass die Kinder in verschiedenen Schritten lernen, Streit selber zu schlichten. Zum Beispiel mit der Friedensbrücke, einem Streitschlichtungsprogramm. Wobei vielen Kinder eine kleine Lösung reicht. Also ein Wort: Entschuldigung.“
„Mein Tag ist sehr abwechslungsreich“
Seit Februar 2012 ist sie an der Grundschule im Stadtteil Langendreer. Ihr „Büro“ ist das ehemalige Konrektorenzimmer. Es ist hell, hat große Fenster, ein Schreibtisch steht drin, aber auch ein kleiner runder Tisch. An den Wänden hängen viele Bilder, gemalt von Kindern, „die so“, sagt Meyer, „ihre Probleme darstellen“. In der Ecke gibt es zwei bunte Sitzsäcke, Spielzeug, jede Menge Kuscheltiere. Einen Tiger zum Beispiel. „Den hat ein Kind eine Zeit lang mit in den Unterricht genommen“, sagt Hanna Meyer. „Es brauchte Unterstützung.“ Kleine Dinge können eine große Hilfe sein.
So „einfach“ ist es nicht immer. „Mein Tag ist sehr abwechslungsreich“, sagt sie und zählt auf, was exemplarisch täglich ansteht: Gespräche mit Lehrern über Schüler; Eltern bei der Nutzung des Bildungs- und Teilhabepaketes helfen, zum Beispiel beim Ausfüllen eines Formulares für die Kostenübernahme eines Schokotickets oder einer Klassenfahrt; soziales Kompetenztraining in der 2. Klasse; Streitschlichtung. Darüber hinaus nimmt sie an Sozialraumkonferenzen teil, bietet offene Eltern- und Kindersprechstunden an.
Weil sie und ihre Schulsozialarbeiterkolleginnen und Kollegen Ende 2013 (Zweittext) entfristet wurden, „macht es nun auch Sinn, langfristige Programme zu installieren“, sagt sie. „In der 1. und 2. Klasse ist es Lubo, ein Wesen aus dem All. Das stellen wir den Kindern vor und können mit seiner Hilfe Themen wie Angst oder Freundschaft bearbeiten. In der 3. und 4. Klasse wollen wir Streitschlichter ausbilden. Die Kinder sollen eigenständig Streik schlichten können.“ So wie nun auch Felix und Fabian.