Bochum. Tanja Kollodzieyski hat Interrail-Tickets gewonnen. Die Literatur-Studentin will im August auf die Reise gehen und ein Buch darüber schreiben. Einen Reiseführer der besonderen Art, denn die Studentin sitzt im Rollstuhl. Für das Projekt hat sie eine Crowdfunding-Aktion gestartet.

Tanja Kollodzieyski hat gewonnen. Zwei Interrail-Tickets, eine Europa-Reise per Zug. „Interrail“ - das steht für Freiheit, für Jugend, Sonne und Abenteuer. Das große Backpacker-Glück, mit dem Rucksack durch Europa. Doch, das geht so nicht bei Tanja. Sie sitzt im Rollstuhl, hat Assistenten, die ihr bei der Organisation ihres Alltags helfen. Bye-Bye Hauptgewinn? Nicht mit ihr. Sie wird sich auf die Reise machen. Und sogar ein Buch darüber schreiben. „Für andere, die das auch machen wollen. Irgendwer muss ja anfangen“, sagt sie. Für das Europa-Projekt hat sie eine Crowdfunding-Aktion gestartet.

Wie sieht es mit der Barrierefreiheit an spanischen Bahnhöfen aus? Funktionieren die Aufzüge in Paris? Wie sehen wohl die Toiletten im Schnellzug Lissabon-Porto aus? „Solche Informationen sind sehr schwer zu bekommen, das ist unglaublich viel Recherche“, sagt die Studentin der Literaturwissenschaften an der Ruhr-Universität.

Sie hat wenig Angst

Die 26-jährige kam aus Clausthal-Zellerfeld nach Bochum zum studieren. Sie wohnt im Wohnheim Sumperkamp. „Bei der Geburt habe ich zu lange die Luft angehalten, was mein Gehirn nicht so toll fand.“ sagte sie kürzlich der ZEIT. Sauerstoffmangel, medizinische Folge: Zerebralparese. Sieben Assistenten unterstützen sie ganztägig. Zwei davon will sie im August auf die Reise mitnehmen. Geplant ist Südeuropa. Frankreich, Italien, Spanien und Portugal.

Auch interessant

Länder, die die Frau mit den bunten Haaren noch nie besucht hat. Der genaue Fahrplan steht noch nicht fest. „Vielleicht sind die Bahngesellschaften ja besser als die Deutsche Bahn“, hofft sie. Mit der hat sie schon so manche schlechte Erfahrung machen müssen. Deshalb hat sie auch ein wenig Angst. Davor „irgendwo zu stehen und es geht nicht weiter. Aber irgendwie geht es ja immer weiter“, lacht sie.

Sie twittert, bloggt, schreibt in Facebook

Von unterwegs will sie mit Hilfe ihres Tablets immer wieder aktuell schreiben, wenn Netz verfügbar ist. Überhaupt nutzt sie das Internet sehr intensiv. Sie twittert, bloggt, schreibt in Facebook. Hier postet und kommentiert sie als das „Rollifräullein“, was quasi schon ihre eigene Marke geworden ist. Im Sektor der Sozialen Netzwerke und im Medien-Marketing sieht sie auch ihre berufliche Zukunft. Sie liebt Sprache, Literatur, Mark Twain ist ihr Lieblingsautor.

Das Interrail-Buch soll „kein purer Reiseführer werden“. Sie will Geschichten erzählen und Anekdoten von der Reise. Im Selbstverlag, „dann kann ich das so umsetzen, wie ich mir das vorstelle“. Wenn alles klappt, will sie das Buch schon im Frühjahr 2015 auf der Leipziger Buchmesse präsentieren.