Bochum. Nicht nur das Rheintal und die Pfalz sind Burgenlandschaften, auch das Ruhrgebiet hat in dieser HInsicht viel zu bieten. Der neu erschienene Führer „Burgen Auf Ruhr” begleitet den Leser zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Region. Und macht Appetit auf eine Sightseeing-Tour.

Die Burgenlandschaft des Rheins oder der schottischen Highlands sind wohl jedermann geläufig. Dass aber auch das Ruhrgebiet ein „Land der Burgen” ist, auf diese Idee würde man/frau indes nicht auf Anhieb kommen. Und doch ist es so: Tatsächlich hat die Region zwischen Duisburg und Dortmund ja auch eine Geschichte vor der Industriegeschichte.

Seit dem Mittelalter entwickelten sich vielerorts vormals prächtige Wasserschlösser und Herrensitze; von diesen weit über 400 Anlagen der Ruhrregion sind heute noch viele als Bodendenkmäler, malerische Ruinen oder bewohnte Adelshäuser übrig. Das im Klartext-Verlag erschienene Buch „Burgen Auf Ruhr” legt davon beredtes Zeugnis ab.

Eine Zeit vor der Kohle

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und das Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW haben sich als Herausgeber auf die Suche nach der Geschichte vor der Zeit von Kohle und Stahl begeben und damit die vorindustrielle Burgenlandschaft wieder erfahrbar gemacht: In mehr als 100 Texten werden die verschiedensten Anlagen beschrieben, alle haben alle ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Reiz und laden zu spannenden Erkundungstouren ein.

Die Bochumer Burgen Haus Laer (13. Jahrhundert, Höfestraße), Haus Langendreer (15. Jahrhundert, Hauptstraße) und Haus Weitmar (15. Jahrhundert, Schloßstraße) dürfen in dem Reigen der „alten Gemäuer” natürlich ebenso wenig fehlen wie die stattliche Wasserburg Haus Kemnade und die wehrhafte Burg Blankenstein, die sich beide auf Hattinger Grund, aber in Bochumer Besitz befinden.

Befestigte Wohnsitze

Die Vorstellung von einer Burg als einem steinernen, befestigten Großbau in spektakulärer Lage – wie man ihn vom Mittelrhein vor Augen hat – trifft auf die Burgen an der Ruhr nur teilweise zu. Gleichwohl hatte (und hat) die Burg Blankenstein, die hoch über dem Ruhrtal thront, das Zeug zu einer imponierenden Landmarke.

Doch grundsätzlich sind die Burgen im Ruhrrevier mehr oder weniger als befestigte Wohnsitze einer Adelsfamilie anzusehen. Eine wirklich militärische Bewährung mussten diese Herrenhäuser oftmals gar nicht bestehen. Wie die Wasserburg Haus Kemnade waren sie multifunktionale Gebäude, waren Verwaltungssitz, Repräsentationsbau, Machtsymbol. Befestigung, Wohnung und oft genug landwirtschaftlicher Betrieb in einem. Vom kleinen, von einem Graben umgebene Holzbau bis zur weitläufigen Steinburg mit hochwertigen Bauschmuck reicht der in dem Buch beschriebene Typenkatalog.

Viele Tipps und Infos

„Burgen Auf Ruhr” bietet neben den historischen Einordnung der Bauten jede Menge Infos zur Erreichbarkeit der Anlagen, auch gibt's Tipps für die Planung individueller Ausflugsrouten, etwa speziell zu den Burgen im Ruhrtal. Zwischentexte erläutern verschiedene Themen des Mittelalters, schildern Sagen der Region oder bieten Ausblicke in die industrielle Zeit. Einen Atlasteil gibt's auch.

Mithin ein schönes Buch, das nicht nur zur praktischen Anwendung – also als Burgen-Führer – taugt. Sondern auch als eine so interessante wie erhellende Lektüre für Daheim.

  • Titelaufnahme: Ministerium für Bauen und Verkehr NRW/Landschaftsverband Westfalen-Lippe: „Burgen Auf Ruhr - Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion”. Klartext-Verlag Essen, 488 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 19,95 Euro im Buchhandel.