Für die „Couch-Surfer” Timo Bouerdick und Michael Benthaus ist das die schönste Art, Urlaub zu machen.
Auf einem fremden Sofa, in einer unbekannten Wohnung schlafen – für Timo Bouerdick und Michael Benthaus ist dies die schönste Art, Urlaub zu machen. Als passionierte „Couch-Surfer” bereisen die beiden diverse Orte auf der ganzen Welt und übernachten kostenlos bei fremden Menschen. Ihre Schlafplätze suchen Bouerdick und Benthaus über ein Online-Netzwerk, wobei sie im Gegenzug anderen Couch-Surfern ihr eigenes Sofa zur Verfügung stellen.
Ein Hotel oder eine Jugendherberge hat Bouerdick seit zwei Jahren nicht mehr von Innen gesehen. „Ich mache nur noch Couch-Surfing”, sagt der Ruhr-Uni-Student und schwärmt: „So nehme ich für ein paar Tage am Alltagsleben anderer Menschen teil, lerne deren Kultur kennen und begebe mich an Plätze, die nur Einheimischen bekannt sind.” In New York wurde der 30-Jährige dank seiner Couch-Surfing-Gastgeber etwa Teil eines stillen Massen-Tanzes, eines so genannten Flashmobs, bei dem hunderte von Menschen sich zu der Musik aus ihren Kopfhörern bewegten. Ein paar Tage später begleitete er einen Graffiti-Künstler bei seiner Arbeit und tanzte auf einer privaten Feier in einem Loft, das später abgerissen werden sollte. Und auch „im heruntergekommenen sowjetischen Mietshaus in Riga oder im Vorort von New Jersey wäre ich ohne das Couch-Surfing nie gelandet”, sagt Bouerdick.
Wenn Bouerdick von seinen Erlebnissen berichtet, wird klar: 'Couch-Surfing' ist mehr als nur eine billige Form des Reisens. Es geht vielmehr darum, andere Menschen und Kulturen „authentisch”, ohne Reiseführer, kennen zu lernen. Zwar braucht es zum Couch-Surfing ein gewisses Maß an Planung – billige Flüge bucht der 30-Jährige lange im Voraus. Aber auch die Bereitschaft, sich spontan auf Neues einzulassen. „Einmal bin ich mit einem professionellen Poker-Spieler, den ich in einem New Yorker Café kennen gelernt habe, für einen Tag nach Las Vegas geflogen – ich hatte noch nicht einmal mein Gepäck dabei”, erinnert sich Bouerdick.
Eine schlechte Erfahrung hat weder er, noch Benthaus bisher beim Couch-Surfing gemacht. Weder als Gast, noch als Gastgeber. „Es kostet viel Vertrauen, jemand Fremdes in die eigenen vier Wände zu lassen”, erklärt Benthaus. Enttäuscht worden sei er aber noch nie. Das mag daran liegen, dass sich der Sozialpädagoge vorab auf der Couch-Surfing Internetseite genau über seine Gäste informiert. Diese kamen bislang sowohl aus Deutschland, aber auch aus der Schweiz, Österreich, Holland und Argentinien. „Manche waren wegen eines Vortrags am Bergmannsheil oder dem Figurentheather in Bochum”, erklärt der 32-Jährige. Andere wiederum interessierten sich für die Architektur der Ruhr-Uni, Konzerte oder eine Fahrradtour im Ruhrgebiet.
Wenn sie nicht gerade auf den Sofas in der Welt unterwegs sind oder selbst Gäste empfangen, verbringen Benthaus und Bouerdick viel Zeit auf der Couch-Surfing Internetseite, treffen sich mit befreundeten Couch-Surfern aus der Region. Oder bereiten sich auf das nächste „Calling” in Wien vor, bei dem Couch-Surfer aus aller Welt gemeinsam feiern. Ein Leben ohne Couch-Surfing will sich Bouerdick gar nicht mehr vorstellen, es ist für ihn längst zu einem Lebensgefühl geworden.