Bochum.
Als das Ruhrgebiet noch Jahrzehnte davon entfernt war, eine Bildungsmetropole zu werden, trafen sich fünf Bochumer Ärzte. Sie wollten medizinisches Wissen miteinander diskutieren. Dr. Carl Everke, ein angesehener Gynäkologe, Dr. Josef Lossen, einst erster Chefarzt des St. Josef-Hospitals und drei weitere Kollegen namentlich von Brunn, Haberkamp und Tegeler gründeten im Frühjahr 1914 die Medizinische Gesellschaft Bochum.
„Ihr Ziel war es, die Krankenhausärzte und die niedergelassenen Ärzte ins Gespräch zu bringen“, berichtet Vorstandsmitglied Prof. Irenäus Adamietz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am St. Josef-Hospital. „Wichtig war vor allem der Austausch bei einem gemeinsamen Essen.“ In den Gründungsjahren der Gesellschaft waren die Ärzte mit der Gesundheit der Kohle- und Stahlarbeiter beschäftigt. „Erkrankungen wie die Staublunge, das frühe Altern und Arbeitsunfälle waren Thema. Die Industrialisierung hat die Medizin damals geprägt“, sagt Adamietz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erging es der Medizinischen Gesellschaft wie allen Vereinigungen ihrer Art, sie wurde auf Geheiß der Alliierten aufgelöst. Doch schon am 28. November 1945 erweckte der leitende Hautarzt des St. Josef-Hospitals Dr. Hermann Fabry sie zu neuem Leben.
Seit über 40 Jahren Geschäftsführerin
Die Dermatologen-Dynastie Fabry ist der Vereinigung bis heute verbunden geblieben. Nach dem Sohn des Gründers, Hermann Fabry jun., benannte die Gesellschaft 2006 ihren auf 1500 Euro dotierten Förderpreis für Doktoranden der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität. Einmal monatlich lädt die Gesellschaft ihre Mitglieder zu Fachvorträgen in die Gesellschaft Harmonie an der Gudrunstraße ein. Sie werden seit 1973 von Jutta Niederkinkhaus organisiert. Die ehemalige Arzthelferin und Berufsschullehrerin ist seit mehr als vierzig Jahren Geschäftsführerin der Vereinigung. „Ich bin eine Konstante in der Medizinischen Gesellschaft.“
Der Vorsitz wechselt jährlich, auch damit eine fächerübergreifende, vielseitige Fortbildung möglich wird. Die Jubiläumsfeier bei der Jahreshauptversammlung im Dezember steht in dieser langen Tradition. Der Festvortrag vermittelt Wissen über Kontinente hinweg. Die diesjährige Vorsitzende Dr. Regina Mertens, Internistin und Tropenmedizinerin, organisiert einen Vortrag zur Medizin in Äthiopien.