Bochum. Der Lärm auf den Straßen in Bochum nervt viele Bürger schon längere Zeit. Nun haben die Stadt und das Beraterbüro Lärmkontor eine Aktionsplanung entwickelt. Mit Hilfe von Tempobeschränkungen, Fahrbahnverengungen und Park&Ride-Parkplätzen soll der Krach an den Hauptverkehrsadern reduziert werden.

Bochum ist laut. Zu laut. Jedenfalls an 51 Stellen verstreut über das gesamte Stadtgebiet. Diese Lärmschwerpunkte, Hotspots genannt, hat das von der Stadt im Zusammenhang mit dem Lärmaktionsplan beauftragte Hamburger Lärmkontor als „höchstbelastete Bereiche“ ausgemacht. Für sie sollen Entlastungen geschaffen werden.

Dazu schlägt das Beratungsbüro vier unterschiedliche Maßnahmen vor: Beschränkungen auf Tempo 30 für 42 Straßenabschnitte, lärmmindernder Straßenbelag auf 17 Abschnitten, die Verengung von zwei auf eine Fahrspur oder ein veränderter Querschnitt für Abschnitte auf drei Straßen und schließlich die Einrichtung eines Park-&-Ride-Platzes zur Verkehrsvermeidung an der Herner Straße in die Nähe zur Ab- und Zufahrt der Autobahn 43.

Einrichtung eines Park & Ride Platzes

An fünf Stellen hält die Verwaltung eine Tempobeschränkung für sinnvoll, nach ihrer Vorstellung sollen sie als Pilotprojekte ausgewiesen und geprüft werden. Eine Öffentlichkeitskampagne soll die „Akzeptanz der Beschränkung“ begleiten. Vor allem aber gehe es um „eine gewisse Verbesserung für die Betroffenen“, sagte Stadtbaurat Ernst Kratzsch in der Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses.

Fahrbahnverengungen seien an drei Stellen möglich. Zur Einrichtung eines Park-&-Ride-Platzes müsste eine geeignete Stelle gefunden werden. Optimal wäre wohl das Gelände des früheren Möbelhauses Unger, eine Option etwa das Gelände des Müllentsorgers Kost, der Ende 2014 seinen Betrieb aufgibt.

"Wichtig ist eine Kontinuität"

Mit 14,7 Millionen Fahrzeugen allein 2013 ist die Herner Straße eine der am meisten belasteten Straßen in Bochum. Unter ihr verläuft mit einer Taktung zwischen fünf und 15 Minuten die U-Bahnlinie 35. „Das Umsteigen von eigenen Kraftfahrzeugen auf ein öffentliches Verkehrsmittel könnte hier zu einem realen Vorteil werden“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage.

Beispielgebend ist dabei etwa Münster, das schon vor Jahren stadteinwärts an der mit täglich 27.000 Fahrzeugen belasteten Weseler Straße in unmittelbarer Nähe zur dort endenden A 43 einen Park-&-Ride-Parkplatz angelegt hat. Dieser „ist sehr gut ausgelastet“, sagt Stadtsprecher Joachim Schiek. Er werde intensiv genutzt, alle Fahrradboxen seien vermietet, ein Bus fährt regelmäßig ins Zentrum. Außerdem nutzen Auspendler ihn als Mitfahrerparkplatz.

Mit großer Mehrheit beschlossen haben die Mitglieder des Umwelt- und Verkehrsausschusses die vorgeschlagene Vorgehensweise zur Lärmaktionsplanung. Dabei werden Möglichkeiten geprüft, punktuell den an den Hauptverkehrsadern und in unmittelbarer Nähe der Autobahnen entstehenden Straßenlärm zu reduzieren. Stadtbaurat Ernst Kratzsch: „Wichtig ist eine Kontinuität in der Bearbeitung“, er sprach dabei von „einer Art Förderprogramm“.

"Das begegnet uns deutschlandweit in jeder Stadt"

Eine Tempo-30-Zone führt zu einer Minderung der Lärmbelastung um etwa drei Dezibel. Das ist, so Gutachter Mirco Bachmeier (Lärmkontor), auch die Voraussetzung dafür, um die Geschwindigkeitsbegrenzung verkehrsrechtlich durchführen zu können.

Dass einige Ausschussmitglieder Zweifel an der Effektivität der Maßnahme hegen, überrascht den Hamburger nicht. „Das begegnet uns deutschlandweit in jeder Stadt.“ Es gebe aber einige Städte, darunter als Vorreiter Berlin, in der die Maßnahme intensiv genutzt werde. Ob sie an alle vorgesehenen Stellen wirken, müssten Messungen beweisen.

Nicht wegzudiskutieren sei, so Ausschussvorsitzender Lothar Gräfingholt, dass es um widerstreitende Interessen gehe – von Anwohnern auf der einen und von Wirtschaft oder dem ÖPNV auf der anderen Seite. Verworfen hat die Verwaltung eine Überlegung des Lärmkontors, nachts auf dem gesamten Stadtring Tempo 30 einzuführen. Das sei bei insgesamt vier Spuren nur schwer zu vermitteln, so Hans-Joachim Lukas, Leiter des Straßenverkehrsamtes. Und: Schon jetzt sei es schwierig genug, in der Nacht Tempo 50 auf den Straßen durchzusetzen.