Bochum. In Bochum wurden mit vergangenen Jahr deutlich mehr „Führerscheine mit 17“ erteilt als im Jahr davor. Die Reaktionen von Polizei, Straßenverkehrs und Fahrlehrerverband sind positiv.
Der Führerschein mit 17 Jahren, das so genannte „begleitete Fahren“, ist seit seiner Einführung vor gut drei Jahren in Bochum immer beliebter geworden. Im Jahr 2012 wurde beim Bochumer Straßenverkehrsamt insgesamt 1166 Neueintragungen registriert. Im vergangenen Jahr waren es 1370 und damit fast schon die Hälfte aller Ersterteilungen.
Beim Führerschein mit 17 wird dem Fahrer erlaubt, bereits ein Jahr vor seinem 18. Geburtstag ein Auto zu führen, wenn ein mindestens 30 Jahre alter Erwachsener neben ihm sitzt, der seit mindestens fünf Jahren ununterbrochen die Fahrerlaubnis der Klasse B (früher: Klasse 3) besitzt und nicht mehr als drei Punkte in Flensburg hat. Betrunken darf der Begleiter natürlich auch nicht sein (höchstens 0,5 Promille). Die Führerscheinprüfung kann der Jugendliche bereits mit 16 machen.
Bisherige Erfahrungen positiv
Der Erste Polizeihauptkommissar Rolf Greulich, Leiter des Verkehrsdienstes, begrüßt diese vorgezogene Fahrerlaubnis. „Wir haben insgesamt positive Erfahrungen gemacht. Wir finden diese Regelung gut im Sinne der Verkehrssicherheit“, sagte er auf WAZ-Anfrage. Anfängliche Zweifel an der neuen Regelung habe er überwunden.
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Ähnlich äußert sich auch der Leiter des Straßenverkehrsamtes, Hans-Joachim Lukas. Vieles beim Autofahren habe ja mit Gewohnheiten zu tun, und wenn man sich von Anfang an durch die Präsenz eines vernünftigen Beifahrers ein maßvolles Fahrverhalten aneigne, dann sei dies grundsätzlich besser als wenn ein 18-Jähriger seine erste Führerscheinzeit ganz allein und ohne jede Kontrolle am Steuer sitze.
Je früher desto verantwortungsvoller
Zahlen belegen diese Ansicht: Gegenüber Autofahrern, die in der zweijährigen Probezeit waren, wurde wegen Verfehlungen im Verkehr im vorigen Jahr in Bochum insgesamt 394 Maßnahmen ergriffen - Verwarnungen, Aufforderungen zu einem Seminar oder gar der Entzug des Führerscheins. Beim begleiteten Fahren mit 17 waren hingegen so gut wie gar keine Maßnahmen erforderlich. Wer den Führerschein mit 17 macht, verursacht später auch rund 25 Prozent weniger Unfälle als derjenige, der ihn normal mit 18 Jahren bekommen hat.
Das Modell mit 17 wird auch von Hartmut Rübenkamp, Bochumer Unterbezirksleiter des Fahrlehrerverbandes Westfalen, „vollständig positiv gesehen“. Die Fahrschüler würden so in ihrer ersten Zeit am Steuer von gefährlichen Fahrten wie manchmal beispielsweise nachts von der Disco abgehalten. „Sie gewöhnen sich einen normalen Umgang mit dem Auto an.“ Auch einen möglichen Rückstand an Reife und Auffassungsgabe kann Rübenkamp im Vergleich zu Erwachsenen nicht erkennen. Mittlerweile kämen mehr als ein Drittel aller Bewerber für den Führerschein mit 17 in die Fahrschule.