Wiemelhausen. .
Auch wenn es nett gemeint ist: Einen Sitzplatz braucht man Brigitte Fischer im 349er Bus nicht anzubieten. Allerdings: Stehen möchte die 78-Jährige auch nicht. Nein, sie hängt sich lieber an die Haltestangen. Denn nur so übersteht sie einigermaßen – ohne heftige Schläge in den Rücken – die Fahrt über die Buckelpiste der Wiemelhauser Straße. „Unter der Brücke des Nordhausen-Rings wird man richtig ‘rauf und ‘runter geschmissen. Zwei alte Frauen haben kürzlich laut ,Au!!!’ geschrien“, berichtet Brigitte Fischer, Bewohnerin der Seniorenanlage Glücksburger Straße.
Der Zerfall der Verkehrs-Infrastruktur ist kein Wiemelhauser oder Bochumer Problem allein. Es alarmiert inzwischen Politik, Wirtschaft und Bürger in ganz Deutschland. 420 Unternehmen haben sich zur Initiative „Damit Deutschland vorne bleibt“ zusammengeschlossen. Auf ihrer Homepage schreiben sie: „Derzeit fehlen jährlich rund 7,2 Milliarden Euro, um die bestehenden Verkehrswege nachhaltig vor dem schleichenden Verfall zu bewahren.“
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„Aber mit diesem Geld würde auch nur der Status Quo erhalten. Von Verbesserungen ist da noch gar nicht die Rede“, sagt Sandra Bruns, Sprecherin der Bogestra. Als Verkehrsbetrieb ist ihr Unternehmen täglich von kaputten Straßen und gesperrten Brücken betroffen. „An sieben bis acht Stellen fahren wir jetzt schon Umleitungen. Und der 368er fährt zum Beispiel nicht mehr über die Buseloh-straße, weil die Brücke schwere Fahrzeuge nicht mehr trägt.“
Bessert die Stadt die schlimmsten Schäden aus, wirkt es gelegentlich wie Flickschusterei, findet Brigitte Fischer: „Die Ausbesserung der Löcher nützt gar nichts. Aus den Löchern werden dann Hügel, über die die Busse fahren.“ Ihren Rückenbeschwerden ist es auch egal, woher der Schlag kommt: Es tut immer höllisch weh. „Und das sage ich nicht nur für mich, sondern auch für die Bewohner der Seniorenwohnanlage Glücksburger Straße. Alle klagen darüber.“
Die Busfahrer leiden mit ihnen. Heino Grigat, der den Gelenkbus über die Wiemelhauser Straße steuert, kann ihre Beschwerden nachvollziehen: „Die Straße ist wirklich eine Zumutung.“