Bochum. Das Bergbaumuseum in Bochum hat eine neue, in Deutschland einmalige Attraktion: Einen Seilfahrt-Simulator. Am Freitag durften 20 WAZ-Leser „Probefahren“. Die Besucher sollen einen „echten“ Eindruck der Arbeiten unter Tage bekommen. Am Ende der Führung gab es einen Schnaps zu trinken.
Ein echtes Bergwerk könnte Günter Stobbe (78) nicht besuchen. Sein Enkel Florian (13) auch nicht. Für die Anfahrt dort gibt es Altersbeschränkungen (16 - 60 Jahre). Dafür hat Stobbe seit vielen Jahren eine Jahreskarte für das Bergbaumuseum. „Wenn ich etwas mit meinem Enkel mache, gehen wir in das Bergbaumuseum oder ins Planetarium.“ Demnächst werden sie wieder ins Bergbaumuseum gehen. Es gibt etwas Neues: einen Seilfahrt-Simulator.
Offizielle Eröffnung ist am Sonntag. An diesem Freitag sind 20 ausgewählte WAZ-Leser „Versuchskaninchen“, wie der stellvertretender Direktor des Bergbaumuseums, Siegfried Müller, bei der Begrüßung sagt. Sie dürfen eine weitere „Testfahrt“ mitmachen. Mit „Glück auf“, hat er sie begrüßt. Willkommen im Bergbaumuseum.
Es gibt auch einen Helm für jeden. Der Weg zum Simulator führt durch das bisher für die Öffentlichkeit nicht zugängliche „Nordfeld“. Er ist etwas uneben und durchaus gefährlich für einen ungeschützten Kopf. Die Besucher sollen einen „echten“ Eindruck der Arbeiten unter Tage bekommen. Ständig sucht das Museum nach Neuerungen, nach Attraktionen. „Irgendwann wollen wir anbieten, dass man sich weiter ins Flöz hinein bewegen kann“, sagt Müller. „Vielleicht auch mit einem Simulator.“ Heute geht es: abwärts. In Echt knapp 20 Zentimeter, gefühlt 1200 Meter mit einer Geschwindigkeit von 12 Metern pro Sekunde. Die Simulation funktioniert.
Wetterschleuse simuliert Temperaturen unter Tage
Aufwendige Filme begleiten sie. Die Begrüßung im „Warteraum“ übernimmt Martin Lindow. Der Schauspieler ist der „Fördermaschinist“. Er spricht als gebürtiger Essener stilecht mit „dat“ und „wat“ und „hömma“. „Ich kenne den Aufzug wie meine Hosenbein. Wenn es kratzt, mache ich ein bisschen langsamer.“ Später im Film erklärt er dann noch das „Hängen im Schacht“. „Dat is, wenn der Aufzug zwischen Sole weiß nicht und Sole gibbet nicht hängen bleibt.“
Der Simulator bleibt nicht hängen, er stoppt nur kurz. Material wird zugeladen, später bietet mit Norbert Heisterkamp ein weiterer Bergmann-Schauspieler eine Prise an. Es ist eine kurzweilige aber auch relativ kurze Fahrt. Nach weniger als fünf Minuten ist sie beendet. Der Ausstieg führt in eine Wetterschleuse. In ihr kann angedeutet werden, wie warm es unter Tage ist. „30 Grad und mehr“, sagt Müller, der für die WAZ-Leser weitere Höhepunkt hat, die es bei „normalen“ Führungen nicht gibt: Das Steigerlied und einen Schnaps. Stobbe trinkt ihn mit Genuss. Sein Enkel wird ihn auch ohne Aussicht auf Hochprozentiges gerne begleiten.