Bochum/Hattingen/Essen. . Zwei Autos saßen nach einem Stau zwischen Bahnschranken auf einer Bochumer Brücke fest. Gleichzeitig näherte sich eine S-Bahn. Es herrschte „Panik“ und „totales Chaos“. Am Ende kam es zwar nicht zu einem Unglück, aber ein Autofahrer sieht trotzdem eine große Gefahr für die Zukunft.
„Sie können sich nicht vorstellen, was da für eine Panik herrschte. Es war totales Chaos.“ - Dem 70-jährigen Autofahrer aus Wattenscheid, der dies sagte, scheint noch heute der Schrecken in den Knochen zu stecken. Am vorigen Sonntag hatte er auf der Schwimmbrücke in Dahlhausen einen dramatischen Zwischenfall erlebt. Offenbar nur der Aufmerksamkeit eines Fahrdienstleiters im Stellwerk Essen ist es zu verdanken, dass nicht eine S-Bahn zwei festsitzende Autos zermalmt hatte.
Der Wattenscheider Autofahrer fuhr gegen 11.10 Uhr von Hattingen-Niederwenigern bzw. Essen-Burgaltendorf über die kleine Pontonbrücke Richtung Bochum/Dahlhausen. Dieses durch Ampeln geregelte Bauwerk aus dem Jahr 1959 ist eine Schlüsselstelle in dem Drei-Städte-Eck Bochum/Hattingen/Essen und zugleich ein Nadelöhr, denn sie ist pro Grünphase nur in eine Richtung befahrbar. Erschwerend hinzu kommt: Die Stadt Bochum hat auf ihrer Seite direkt vor der Brücke sehr eng gesetzte Poller in die Fahrbahn betoniert, damit nur noch Pkw auf die Brücke kommen, denn für größere Fahrzeuge ist sie nicht mehr belastbar genug. Die Breite zwischen den Pollern wird auf Schildern mit nur 2,10 Meter angegeben. Wer da ohne Kratzer durchfahren will, muss verflixt gut aufpassen.
„Wenn die Bahn-Technik versagt, sind Todesfälle vorprogrammiert“
An diesem Sonntag nun war eine ältere Autofahrerin direkt nach nach den Pollern stehengeblieben - aber halb auf den Gleisen. Vermutlich hatte sie die Poller berührt. Mittlerweile kam aber längst der Gegenverkehr aus Hattingen/Burgaltendorf auf der Brücke entgegen, weil er Grün hatte. Die Folge: Zwei Autos standen auf den Gleisen und konnten wegen des nachfolgenden Verkehrs weder vor noch zurück. Und in dieser ohnehin kritischen Situation senkten sich plötzlich die Bahnschranken, weil die S3 anrollte.
Der 70-jährige Autofahrer aus Wattenscheid stand direkt hinter einem der auf den Gleisen eingesperrten Fahrzeuge, wie er der WAZ sagte. Er stieg aus und versuchte, den Schlagbaum mit Muskelkraft hochzudrücken, damit die zwei Autos vor ihm irgendwie von den Gleisen weg können. Doch das klappte nicht. Zu seiner Erleichterung hob sich die Schranke dann aber von allein, denn ein Fahrdienstleiter im Stellwerk Essen hatte auf seinem Monitor - vor Ort ist eine Kamera installiert - die brenzlige Szene erkannt und die Bäume wieder senkrecht gestellt. Gleichzeitig ließ er die S-Bahn stoppen, wie ein Bahnsprecher auf Anfrage mitteilte. So konnte sich die verfahrene Auto-Situation an und auf der Brücke selbst wieder entzerren.
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Verletzt wurde niemand. Der 70-Jährige warnt aber trotzdem: „Wenn die Bahn-Technik versagt, sind Todesfälle vorprogrammiert.“
Die Bahn hatte nach dem Vorfall Techniker zur Schwimmbrücke geschickt, um die Funktionsfähigkeit der Signal- und Schrankentechnik zu überprüfen. Fazit: alles funktionierte. Erst kürzlich hatte die Stadt Bochum die Poller an der Brücke ersetzt, weil Unbekannte sie zerstört hatten. Jährlich gibt Bochum 40.000 bis 50.000 Euro für Renovierungen der Poller aus.