Bochum. Entenküken vorm Supermarkt, eine Kornnatter in der Küche, ein Handtaschenräuber mit Zahnspange, ein plauderfreudiger Psychiatrie-Patient, ein Balkon, der auf einen mitreißenden Stapler trifft, Einbrecher, die es nicht schaffen, einen Tresor wegzutragen, oder ein Betrug, der an einem Mittagsschlaf scheitert - im Jahr 2013 erlebten Polizei, Feuerwehr und Richter wieder allerhand Kurioses.

Polizei, Feuerwehr und die Richter am Amts- und Landgericht in Bochum sind einiges an schrägen und kuriosen Erlebnissen in ihrem Berufsalltag gewohnt. So verursachte 2013 beispielsweise ein Brötchen essender Mann den Stopp eines ICE, Einbrecher stahlen dreisterweise die Gerichtskasse und ein Stapler kippte um - mitsamt Balkon. Der kuriose Blaulichtrückblick für Bochum:

Männer, die in Büschen hocken: Das ging Anfang Januar schon gut los. Ein Mann war in Wattenscheid über die Gleise gelaufen. Was eine Schnellbremsung eines ICEs und diverse Zugverspätungen ausgelöst hatte. Die Polizei fand den 52-jährigen Bochumer in einem Gebüsch. Dort habe er nur ein Brötchen essen und Züge beobachten wollen, wie er sagte. Das Hobby hat er möglicherweise an den Nagel gehängt. Denn ihn erwartete ein Verfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

Züge sind faszinierend. So faszinierend, dass ein Mann, der Züge beobachten wollte, einen ICE zur Schnellbremsung zwang. Foto:Michael Kleinrensing
Züge sind faszinierend. So faszinierend, dass ein Mann, der Züge beobachten wollte, einen ICE zur Schnellbremsung zwang. Foto:Michael Kleinrensing © Michael Kleinrensing

Wenn die Polizei einmal klingelt: Ebenfalls im Januar hatte eine 65-jährige Bochumerin ein unangenehmes Erlebnis. Ein junger Mann, schätzungsweise zwischen 16 und 17 Jahren, raubte ihre Handtasche. Schneller als die Polizei erlaubt, stand jedoch kurze Zeit später die Polizei höchstselbst vor ihrer Haustür - mit der Tasche in der Hand, aus der nichts gestohlen worden war. Die Polizisten hatten sie im Schnee entdeckt. Vom Täter fehlte hingegen jede Spur. Eines war der Bochumerin jedoch in Erinnerung geblieben: Der Räuber trug eine Zahnspange.

Schwere Beute

Schwer verhoben: Im Februar stieg in Langendreer ein Unbekannter in ein Haus ein. Laptops, Schmuck und Geld ließ er mitgehen. Bei einem im ersten Stockwerk gefundenen 200-Kilo-Tresor musste er jedoch kapitulieren. Zwar stieß er den noch die Treppe hinunter ins Erdgeschoss und bis in den Garten, doch dann ging ihm offenbar die Puste aus. Auch mit einer Schubkarre, die im Garten stand, gelang es dem Einbrecher nicht mehr, den Tresor wegzuschleppen.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold:Ein 51 Jahre alter Dolmetscher aus Witten neigte bei seiner Verhandlung vor dem Bochumer Landgericht im Februar eher zur Redseligkeit, gar zur Geschwätzigkeit.. Dort musste er sich wegen zwei Raubüberfällen auf Bochumer Sparkassenfilialen verantworten. Wortreich erklärte er sich den Richtern: "Irgendwie musste an diesem Tag Geld her." Aber eigentlich hasse er Gewalt. Und als ob er es nicht schon schwer genug gehabt hätte, überfiel ihn in einem Bochumer Pfandkredithaus, wo er Schmuck auslösen wollte, plötzlich eine große Angst: Jetzt, da er all das erbeutete Geld besitze, fürchtete er sich, seinerseits überfallen zu werden. Wurde er dann irgendwie auch. Denn just in jenem Moment, als ihn der Gedanke überfiel, kamen Bewaffnete ins Pfandhaus. Allerdings waren es Polizisten, die ihn festnahmen. Der Effekt war derselbe: Geld weg.

Gerichtskasse ausgeraubt

Der Coup: In die Höhle des Löwen wagten sich dreiste Einbrecher an den Osterfeiertagen. Ausgerechnet das Bochumer Gericht hatten sie sich für ihren Coup ausgesucht. Hochprofessionell und mit schwerem Gerät ausgerüstet brachen sie in die Gerichtskasse ein und stahlen einen relativ niedrigen, vierstelligen Betrag. Damit nicht genug, beschädigten sie eine historische Geldkassette, in der die Justizmitarbeiter ihr Geld für private Telefonate lagern. Was völlig unnötig war: Der Schlüssel lag in der Schreibtischschublade.

14.000 Euro im Altkleidercontainer 

Alter schützt vor Torheit nicht: Ältere Menschen sind meist das Opfer von miesen Trickbetrügern. In diesem Fall war auch die Täterin schon im Rentenalter. Eine etwa 75 Jahre alte Frau mit einem roten Trolly wirkte im April wohl so vertrauenswürdig auf eine 83-jährige Seniorin aus Wattenscheid-Höntrop, dass diese sie in die Wohnung ließ. Die Trickdiebin gab vor, sich die Wohnung wegen des Grundrisses ansehen zu wollen. Schließlich ziehe sie in der Nachbarschaft bald in eine ähnliche Wohnung. Auf solch eine Nachbarin kann die Wattenscheiderin gewiss verzichten: Nachdem die Trolly-Frau gegangen war, fehlten Geld und ein Sparbuch.

Ende gut, alles gut: Diese Art Einsatz erleben Feuerwehr und Polizei auch nicht oft. Ein 41-Jähriger hatte im Mai in Moers Altkleider in einen Kleidercontainer geworfen. Dumm nur, dass er 14.000 Euro, die er zwischen den Sachen deponiert hatte, gleich mit entsorgt hatte. Als er das bemerkte, war der Container schon geleert worden. Die Kleider waren zu einer Verwertungsfirma in Bochum gebracht worden. Und dort kam die große Erleichterung: Der betreffende Kleidersack mit dem Geld war noch da. Ob der 41-Jährige seine Ersparnisse grundsätzlich lieber im Kleiderschrank statt bei der Bank aufbewahrt, konnte die Polizei nicht ermitteln.

Trotz positiven Alkoholtests weitergefahren

Tragt-mich-zum-Auto-isch-fahr'-eusch-na-Hause: Vielleicht hätte sich der 55-Jährige im Mai besser nicht auf der Polizeiwache in Langendreer blicken lassen sollen. Netterweise hatte er dort eine gefundene Geldbörse abgegeben. Dabei konnte er seine deutliche Alkoholfahne nicht verheimlichen. Kurze Zeit später sahen Beamte der besagten Wache den Mann am Lenkrad eines Autos - was seinen zweiten Besuch auf der Polizeiwache zur Folge hatte. Nach einem Alkoholtest verbot die Polizei ihm die Weiterfahrt. Etwa eine Stunde sahen Beamte den Wagen erneut, ohne Fahrer. Der hatte sich - pfiffig, pfiffig - weggeduckt. Half aber nicht: Sein dritter Besuch auf der Wache stand an. Den Autoschlüssel rückte die Polizei nicht mehr 'raus. Stattdessen ermittelte sie.

Mit dieser extrem giftigen Bananenspinne war ein Bochumer am Bahnhof Dahlhausen sparzieren gegangen. Olaf Ziegler / WAZ FotoPool
Mit dieser extrem giftigen Bananenspinne war ein Bochumer am Bahnhof Dahlhausen sparzieren gegangen. Olaf Ziegler / WAZ FotoPool © Olaf Ziegler / WAZ FotoPool

Wenn Spinnen eine Reise tun...: Ob die peruanische Bananenspinne freiwillig ausgereist ist, konnte nicht geklärt werden. Auf jeden Fall landete sie im Juni in einer Tüte Bananen bei einer Bochumerin in der Einkaufstasche. Ein netter Nachbar half der Frau, fing die Spinne mit einem Marmeladenglas ein und ging dann - weil er halt ein netter Nachbar ist - mit ihr spazieren, um ihr den Bahnhof Dahlhausen zu zeigen. Dort präsentierte er das possierliche Tierchen zwei Bundespolizisten. Die wiederum alarmierten den Reptilienexperten Roland Byner von der Werksfeuerwehr Opel. Der stellte fest, dass die Bananenspinne extrem giftig war. Nur warum der Mann mit der Spinne spazieren ging, statt sie gleich zur Polizei zu bringen, blieb unklar.

Die Polizei Bochum gab den Entenhelfer. Foto: Polizei
Die Polizei Bochum gab den Entenhelfer. Foto: Polizei

Willkommen in Entenhausen: Wer braucht schon eine Umzugsfirma, wenn die Polizei, dein Freund und Helfer, zur Stelle ist. Eine Entenmama hatte sich im Juli gemeinsam mit ihrem Nachwuchs unter den Einkaufswagen eines Supermarkts in Harpen niedergelassen. Polizisten fingen die Entenmutter und ihre fünf Küken ein, verluden sie in einen Bananenkarton (ohne Spinne) und halfen so beim Umzug zum Ümminger See. Die Aktion wurde von Supermarkt-Besuchern trocken kommentiert: „Die Enten wurden festgenommen wegen groben Unfugs."

Schienenbagger mit starker Schlagseite 
Ein Bagger war auf einer Bahnbrücke an der Uhlandstraße in Bochum umgestürzt. Foto: Stefan Arend / WAZ Fotopool
Ein Bagger war auf einer Bahnbrücke an der Uhlandstraße in Bochum umgestürzt. Foto: Stefan Arend / WAZ Fotopool © Stefan Arend /WAZ FotoPool

Auf die schiefe Bahn gekommen: Extreme Schlagseite hatte im Juli ein Schienenbagger auf der Bahnbrücke an der Uhlandstraße bekommen. Eigentlich sollte der Bagger bei der Errichtung einer Schallschutzwand eingesetzt werden. Doch dann kam alles anders: Der Bagger kippte zur Seite, zerstörte das Geländer, sein Ausleger hing etwa einen Meter über dem Straßenasphalt, der Baggerführer wurde leicht verletzt. Die Stromleitungen über der Brücke machten die Bergung, die sich über Stunden hinzog, auch nicht leichter. Die Ursache für den schiefen Bagger von Bochum blieb unklar.

Noch eine schräge Geschichte: Ebenfalls im Juli verlor in Dahlhausen ein Teleskopstapler sein Gleichgewicht. Eigentlich sollte mithilfe der Hebemaschine ein Balkon in Höhe des Dachgeschosses angebracht werden. Doch die verflixte Rasenkante machte dem kühnen Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Ein Reifen rutschte an der Kante ab, und der Stapler kippte samt Balkon um. Der Balkon landete elegant auf den Füßen direkt auf dem Bürgersteig. Das gab volle 100 Punkte in der B-Note.

Ein Teleskopstapler verlor quasi die Fassung, als er einen Balkon auf Dachgeschosshöhe hieven sollte. Foto: Polizei
Ein Teleskopstapler verlor quasi die Fassung, als er einen Balkon auf Dachgeschosshöhe hieven sollte. Foto: Polizei

Was die Leute so alles liegen lassen: Kein Fall fürs Fundbüro war eine verlassene Petrischale, die ein Passant im Juli auf einem Parkplatz in der Innenstadt gefunden hatte. "Bazillus Antrax" stand auf der Schale mit der pinkfarbenen Flüssigkeit. Die Aufregung war groß: Absperrungen, Atemschutz, Gummihandschuhe und Plastikbehälter wurden aufgefahren. Schließlich hätte es sich um den gefährlichen Milzbranderreger Anthrax handeln können. Tat es aber zum Glück nicht.

Diebeszug mit Schleifspur

Wenn eine Reifenpanne auch etwas Gutes hat: Ein mit Stahl beladener Sattelzug hatte es im Juli einem Dieb angetan. Er brauste mit dem Lkw davon, hielt jedoch plötzlich an, stieg aus und suchte das Weite, wie verwunderte Augenzeugen beobachtet hatten. Der Grund war der hintere Reifen des Lasters. Der war bis auf die Felge komplett zerstört. Hinter dem Sattelzug sah man noch eine meterlange Schleifspur. Die Polizei sprach deswegen auch von einem "echten Diebeszug".

Natter statt Staub unter der Küchenzeile 

Eine echte Räuberpistole: Der Chef einer Aldi-Filiale in Wattenscheid hatte wohl sein Gehalt aufbessern wollen und spielte ein doppeltes Spiel. Bei einem Überfall auf "seinen" Aldimarkt im Juli half der Dortmunder dem Räuber, ließ sich gar von einer ahnungslosen Mitarbeiterin zum Schein fesseln. Jahre später flog er auf und musste sich 2013 vor Gericht verantworten. Ebenso wie sein Stellvertreter, der auch mit von der Partie war. Wer so ein Führungspersonal hat, braucht keine Diebe mehr. Der Dortmunder kam relativ glimpflich davon: Er verlor seinen Arbeitsplatz und kassierte eine Bewährungsstrafe.

Eine Kornnatter wie diese hatte es sich unter einer Küchenzeile in einer Bochumer Wohnung gemütlich gemacht. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Eine Kornnatter wie diese hatte es sich unter einer Küchenzeile in einer Bochumer Wohnung gemütlich gemacht. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Es gibt Natter, Baby: Was manchmal so unter der Küchenzeile rumliegt - zum Beispiel eine 30 Zentimeter lange, orangefarbene Kornnatter. So geschehen im August in Bochum-Linden. Die Feuerwehr gab den Schlangenbeschwörer und Reptilienexperte Roland Byner von der Opel-Werksfeuerwehr (siehe Bananenspinne) kam auch wieder ins Spiel. Wie das Tier dorthin gelangte, konnte nicht geklärt werden. Doch Experte Byner wusste zu berichten, dass Kornnattern sogar an (rauen) Hauswänden hochkriechen können. Ein nicht unwesentliches Detail bei dem tierischen Spektakel: Die junge Natter war ungiftig.

Lass uns drüber reden, Mann!

Wir müssen reden: Die Bundespolizei in Bochum ist einiges gewohnt, aber dass sie jemand zur frühmorgendlichen Talkrunde überreden will, kommt auch nicht alle Tage vor. Im August klingelte gegen vier Uhr morgens ein 26-jähriger Bochumer an der Wachentür. Sein Anliegen: Er bat um ein Gespräch. Vielleicht verwechselte er die Beamten mit seinem Therapeuten. Denn es stellte sich heraus, dass er aus einer Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie getürmt war. Statt Reden folgten also Taten: Die Bundespolizisten brachten ihn zurück in die Klinik.

Viel Stau um nichts: Ein Paket mit der wenig vertrauenseinflößenden Aufschrift "Bombe" fanden Passanten im August an einer Straßenbahnhaltestelle an der vielbefahrenen B226. Die Bundestraße musste für mehrere Stunden gesperrt werden, bis die Entwarnung kam: Das Paket war leer.

Mittagsschlaf ließ Trickdieb scheitern

Kein bisschen schlaflos in Bochum: Ein 89-jähriger Bochumer stellte die Geduld eines Trickbetrügers so dermaßen auf die Probe, dass dieser entnervt von seinem Opfer abließ. Im Oktober rief ein Mann den Senior mittags an und gab sich als Verwandter aus, der dringend 20.000 Euro benötige. Der Rentner ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen: Da müsse er zur Bank und überhaupt müsse er erst einmal seinen Mittagsschlaf halten. Das dauerte dem Trickbetrüger offensichtlich zu lange. Er legte auf und rief auch nicht noch ein weiteres Mal an.

Strahlende Fracht beim Zollamt 

Das bisschen Strahlung...: Strahlende Mienen löste dieses Paket beim Zollamt eher nicht aus: Die Zollmitarbeiter wurden misstrauisch, als sie die Begleitpapiere prüften. "Thorit" stand drauf. Thorit ist ein Mineral, das Spuren von Uran enthalten kann. Die Feuerwehr rückte dem kleinen Paket aus Kanada mit speziellen Messgeräten zu Leibe und musste feststellen, dass tatsächlich eine schwach radioaktive Strahlung von ihm ausging. Dennoch war das Mineral harmlos.

Liegt 'ne Granate auf dem Balkon

Gefährliches Mitbringsel: Was macht man, wenn man im Wald eine Granate findet? Ganz klar, einpacken, mitnehmen und auf dem Balkon lagern. Ein 19-Jähriger versetzte im Oktober seine Mutter mit so einer Aktion in Aufregung. Sie rief die Feuerwehr an, nachdem ihr Sohn das Fundstück abends aus dem Laerholzwäldchen angeschleppt und auf dem Balkon der Wohnung in Querenburg deponiert hatte. Kampfmittelexperten der Feuerwehr sowie die Polizei rückten an, um zu überprüfen, ob in dem Wäldchen noch weitere Granaten lagen. Das war nicht der Fall. Noch in der Nacht erschien sogar ein Entschärfer des Landeskriminalamtes. Der stellte fest, dass es sich bei der heiklen Balkon-Deko um eine Übungsgranate der Bundeswehr handelte - ohne Sprengsatz versehen, aber mit einem Brandsatz. Der jedoch war bereits zu Schlacke verbrannt. Zum Glück hatte zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Balkon bestanden. Weiß man nur vorher nicht...