Bochum. Zu viel Eis in Skandinavien - weil ein Frachter in der Ostsee festsitzt, muss sich der Stahlkonzern Outokumpu überlegen, wo das Vormaterial für seine Walzwerke in Deutschland herkommen kann. Möglicherweise wäre Bochum, wo das Schmelzwerk vor dem Aus steht, plötzlich doch wieder gefragt.

Für das finnische Stahlunternehmen Outokumpu ist es eine äußerst ärgerliche Meldung: Der 82 Meter lange 2900-Tonnen-Frachter „Maasborg“ sitzt in der Ostsee fest. An Bord befinden sich nach WAZ-Informationen 5500 Tonnen Edelstahl-Vormaterial für die Weiterverarbeitung in deutschen Walzwerken.

Vom Stahlwerk im finnischen Tornio, das künftig – wenn die Bochumer Schmelze Ende 2014 tatsächlich schließen muss – auch die Versorgung der deutschen Walzwerke sichern soll, hätte das Material eigentlich in dieser Kalenderwoche geliefert werden sollen. Doch daraus wird nichts. Der Kapitän der Maasborg kabelte in brenzliger Lage. Nachdem das Schiff die Hafenanlage am 25. Januar verlassen hatte, erlaubten starke südwestliche Winde, Eis und Wellen nur eine Geschwindigkeit von 1,5 Knoten. Vor einigen Tagen informierte der Kapitän Reederei und Outokumpu darüber, dass an eine Weiterfahrt durch den für sein Eis bekannten Bottnischen Meerbusen zwischen Finnland und Schweden nicht zu denken sei. Er habe an einer geschützten Stelle Anker werfen lassen. Die Mannschaft müsse Eis hacken.

IG Metall: Stahlwerk vor Ort ist wichtig

Für die deutschen Outokumpu-Werke droht ein Engpass. Der WAZ liegen Informationen vor, dass aufgrund dieser Lieferverzögerung die Walzwerke in Krefeld nicht mehr genug Vormaterial bekommen. Es liefen momentan Verhandlungen, ob etwa Bochum einspringen könne, um Vormaterial zu liefern. Sven van Zoest, Outokumpu-Sprecher für Deutschland, bestätigt, „dass ein Schiff mit Vormaterial für die Outokumpu-Produktion in Deutschland aktuell auf Grund des schlechten Wetters in der Ostsee außerplanmäßig vor Anker gegangen ist. Eine substanzielle Beeinträchtigung unserer Lieferfähigkeit gegenüber unseren Kunden erwarten wir momentan nicht.“

Als die IG Metall vor Ort von diesen Auswirkungen erfuhr, reagierte sie verärgert. Die erste Bevollmächtigte der Bochumer IG Metall, Eva Kerkemeier, erinnert sich: „Uns haben die Finnen damals gesagt, sie brauchten Bochum nicht, könnten alles mit ihrem Stahlwerk in Tornio abdecken.“ Die jetzige Sitution zeige doch ganz klar, wie wichtig ein Stahlwerk vor Ort für eine gesicherte und reibungslose Produktion und damit auch die Lieferung für die Kunden sei.