Bochum. Eine Bochumer Polizeibeamtin beklagt sich in einem Leserbrief in einem Polizeijournal über das Verhalten von „straffälligen Migranten“. Einige zeigten „nicht den geringsten Respekt vor der Polizei“. Die Polizei erhält aber auch Widerspruch.

Eine Bochumer Polizeibeamtin im Streifendienst beklagt sich mit deutlichen Worten über Respektlosigkeit von „straffälligen Migranten“. Sie würden sich weigern, die Regeln in ihren Gast-, beziehungsweise Heimatland zu akzeptieren. „Meine Kollegen und ich werden täglich mit straffälligen Migranten, darunter größtenteils Muslimen, konfrontiert, welche nicht den geringsten Respekt vor der Polizei haben“, schrieb die Beamtin in einem Leserbrief an das Journal „Deutsche Polizei“ der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die „vielen anderen“ Migranten, „welche, wie ich, Deutschland als ihr Heimatland sehen und an der Gesellschaft positiv teilnehmen“, sind von ihrer Kritik ausgenommen.

Die Polizistin heißt Tania Kambouri, ist als Griechin in Deutschland geboren worden und aufgewachsen und arbeitet seit zehn Jahren bei der Polizei. In ihrem Leserbrief heißt es: „Man wird täglich auf der Straße beleidigt, wenn man zum Beispiel Präsenz zeigt. Im Einsatz ist ein Gespräch in einem ruhigen Tonfall oft unmöglich. Insbesondere habe ich als weibliche Migrantin mit den meisten Migranten mehr Probleme als meine deutschen Kollegen. Die ausländischen Bürger sehen mich meistens als eine von ihnen und somit als Verräterin an.“ Manchmal würde sie keines Blickes gewürdigt. Es sei schwierig für sie, „tagtäglich diese Machtkämpfe“ führen zu müssen.

„Leider machen auch viele Migranten die Erfahrung von Ausgrenzung“

Außerdem: „Meine deutschen Kollegen scheuen sich, ihre Meinung über die straffälligen Ausländer zu äußern, da sofort die alte Leier mit den Nazis anfängt. Es sei bereits eine „Parallelgesellschaft“ entstanden, schreibt die Beamtin und fordert „ernsthafte Sanktionen“ wie die Kürzung oder Streichung von staatlichen Hilfen.

Die Kritik stößt aber auch auf Widerspruch. Friederike Müller, stellvertretende Geschäftsführerin von „IFAK“, ein Verein für Migrationsarbeit in Bochum, sagte am Montag der WAZ: „Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass eine Polizeibeamtin solche Erfahrungen macht, glaube aber, dass es eher ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, wenn straffällige Menschen in der Regel respektvolles und wertschätzendes Verhalten nicht gelernt haben. Gerade für Polizeibeamte ist es wichtig, deeskalierende und kultursensible Methoden zu erwerben. Denn leider machen auch viele Migranten die Erfahrung von Ausgrenzung und Rassismus durch einzelne Polizeibeamte. Positive Modelle fährt die Polizei im Südwesten Bochums mit einem Kontaktbeamten, der gezielt für islamische Organisationen da ist.“

„Vorbehaltlos nachdenken dürfen“

Holger Richter, Chef der GdP Bochum, Herne, Witten, sagte über das Problem der Kollegin: „Die Beamtin hat für ihren mutigen Beitrag viel Zuspruch erhalten. Die Gesellschaft muss über das Thema vorbehaltlos nachdenken dürfen, sonst hätte sie ein demokratisches Grundsatzproblem.“