Bochum. Die der Plastinate-Ausstellung benachbarte Immanuelskirche reagiert mit einer künstlerischen Bildaktion auf die Schau. Ein Foto-Shooting war im Foyer zu Gast

Die Körperwelten-Ausstellung polarisiert. Nicht für jeden ist die Präsentation der Plastinate ethisch korrekt. Viel Kritik kam auch aus christlichen Positionen. Die Immanuelskirche, ganz unmittelbarer Nachbar der Show auf der Hermannshöhe, hat aber eine neue Möglichkeit der Auseinandersetzung gesucht und gefunden. Sie veranstaltet das Fotoprojekt „Lebenswelten“. Und war damit auch durchaus gern gesehener Gast im Foyer der „Körperwelten“-Schau.

„Wir können nicht hinter die Aufklärung zurück. Unser Weltbild ist ein wissenschaftliches“, betont Pastor Roman Hentschel von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde. Das nun realisierte Fotoprojekt wird von den Pastoren Carsten Hokema und Gunnar Bremer betreut. Die Referenten für Mission des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) sammeln vor Ort Fotografien von Besuchern. Diese werden in Ganzkörperporträts aufgenommen, können sich dabei mit mehr als 100 zur Verfügung stehenden Requisiten ausrüsten - oder auch eigene mitbringen.

Rentnerin und Gärtner posieren

So posierte ein Gärtner mit frisch gesammeltem Laub und eine Rentnerin mit ihrer rollenden Einkaufshilfe. Die Idee: ein möglichst individuelles Statement zum Leben. „Kein Gegen-Statement, sondern ein künstlerischer Akzent, der unsere christliche Botschaft transportiert“, so Hokema. Die Porträtierten sind angehalten, sich mimisch und emotional einzubringen.

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Ein Teil der erhofften 500 Porträts wird dann auf Foto-Papier gezogen und vom 12. bis 19. Januar in der Kirche gegenüber gezeigt. Diese Aufnahmen gehen danach in den Besitz der Abgebildeten. Die anderen Porträtierten können sich ihre Bilder auf Wunsch über das soziale Netzwerk Facebook im Internet herunterladen.

Sehr offen für die christliche und künstlerische Intervention im Foyer-Bereich zeigte sich Ausstellungsleiter Jens Keller: „Eine charmante Aktion, da gab es keinerlei Gründe, dieser den Zutritt zu verwehren. Natürlich gibt es etwa zum Thema ‘göttliche Schöpfung’ unterschiedliche Standpunkte, aber das ist normal.“

Eifrige Überzeugungsarbeit

Bei einigen anwesenden Schulklassen traf das Projekt am Mittag des Aktionstages auf großes Interesse. Dabei leisteten die beiden kommunikationserfahrenen Kirchenmänner eifrige Überzeugungsarbeit. Zwar sorgte die Gruppendynamik nicht unbedingt für allzu großen Teilnahmewillen, doch durchaus regelmäßig ließen sich die Schüler auf die „lebendige“ Idee ein und suchten sich Requisiten aus, um damit zu posieren. Ganz vital, unplastiniert.

Körperwelten zeigt Plastinate in Bochum

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