Bochum. . Nach dem Angriff auf einen Bochumer Jura-Professor wird nun das ganze Ausmaß der Aktion offenbar. Einige Mitglieder der maskierten Antifa-Gruppe benutzten Teleskopschlagstöcke, als sie einen Hörsaal stürmten und einen Studenten als Rechtsradikalen outen wollten. Bilanz: Fünf Menschen wurden verletzt.
Sie kamen als Weihnachtsmänner verkleidet oder maskiert mit Scream-Masken und stürmten den Hörsaal. Etwa 20 linksautonome Aktivisten lösten am Montag bei ihrem Versuch, den bekannten Dortmunder Rechtsextremen Michael B. als Jura-Studenten zu outen, Tumulte an der Ruhr-Universität Bochum aus. Ein Professor wurde in dem Handgemenge geschlagen, vier Studenten verletzt. Die maskierten Angreifer sollen, so die Polizei, mit Teleskop-Schlagstöcke bewaffnet gewesen sein.
Erst Dienstag, einen Tag nach dem Vorfall in einem neuen Hörsaal mitten in der Bochumer Innenstadt, ließ sich die ganze Dimension des Vorfalls überschauen. „Zeugen haben ausgesagt, dass einige der Maskierten Teleskopschlagstöcke benutzten“, so ein Polizeisprecher. Neben Georg Borges, dem Professor, der die Einführungsvorlesung über Bürgerliches Recht hielt, erlitten vier Studenten Prellungen und andere von den Schlägen herrührende Blessuren. Sie hatten versucht, ihrem Professor zu helfen.
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Die Links-Autonomen wollten den 23-jährigen Rechtsextremen mit Flugblättern und Plakaten outen, wiesen mit einem großen roten Holz-Pfeil im Hörsaal auf ihn hin. Prof. Georg Borges hatte versucht, einen der vermummten Männer, der mit einem Megafon ausgestattet war, aus dem Hörsaal zu drängen. „Darauf griff mich plötzlich ein anderer Mann von der Seite an und schlug mich direkt ins Gesicht“, berichtet Borges.
Antifa stellt Video des Geschehens auf Facebookseite
In einer Presseerklärung einer Antifa-Gruppe heißt es dagegen: „Ein antifaschistischer Redebeitrag wurde nach kurzer Zeit durch den handgreiflich werdenden Dozenten der Vorlesung unterbrochen.“ Dazu wurde am Dienstagabend auf Facebook ein Video veröffentlicht, das den Ablauf des Geschehens im Hörsaal zeigt. Zu sehen ist, dass Borges versuchte, die Aktivisten aus dem Hörsaal zu drängen.
Der mutmaßliche Neonazi und andere Studierende seien darauf ebenfalls handgreiflich geworden, beklagt die Antifa-Gruppe. Bei ihrer Flucht auf den nahen Weihnachtsmarkt wurden einige der Aktivisten durch die herbeigerufene Polizei festgenommen, weil sie durch ihre Masken identifiziert werden konnten.
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Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft ließ die Polizei die vier Festgenommenen jedoch bald wieder frei. Inzwischen ermittelt der polizeiliche Staatsschutz. „Wir ermitteln wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Nötigung. Einige der Personen sind flüchtig. Außerdem suchen wir Zeugen“, erklärte am Dienstag Polizeisprecher Guido Meng.
Das Rektorat der Ruhr-Universität verurteilte den tätlichen Angriff auf den Juristen ebenso wie das Anprangern eines Jura-Studenten durch Plakate. „Jedwede Form der Gewaltanwendung ist absolut indiskutabel.“ Das Recht auf Unversehrtheit und Sicherheit gelte für Professoren, Mitarbeiter und Studierende gleichermaßen. Zugleich distanzierte man sich „unmissverständlich von jeglicher radikaler oder extremer politischer Gesinnung“.
Rechtsextremer Ruhruni-Student ist seit Jahren polizeibekannt
In Flugblättern und später auch im Internet hatte die Antifa-Szene kritisiert, dass ein Neonazi-Kader an der Universität Bochum ausgebildet werde. Tatsächlich ist Michael B. seit Jahren polizeibekannt. Ursprünglich gehörte er dem 2012 von Innenminister Ralf Jäger (SPD) verbotenen Nationalen Widerstand Dortmund an. Der harte Kern um Michael B. und Siegfried Borchardt zählt zum Landesverband der im September 2012 von Christian Worch gegründeten „Die Rechte“. Michael B. hat dort die Funktion des Vize-Vorsitzenden.
Dortmund gilt bereits seit Jahren als Zentrum der rechtsextremen Szene in NRW. Michael B., der seit Herbst in Bochum Jura studiert, betreibt einen braunen Internet-Shop und zeichnete für die vorweihnachtlichen Aufmärsche von Neonazis in der Nähe der Wohnungen von Dortmunds Oberbürgermeister Sierau (SPD), von NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) sowie der stellvertretenden Fraktionschefin der Grünen im Landtag, Daniela Schneckenburger, verantwortlich. Der Dortmunder Stadtrat brandmarkte dies als den „Versuch von Rechtsextremisten, politische GegnerInnen einzuschüchtern und zu bedrohen“.