Düsseldorf. . Nach dem Verfassungsschutzbericht 2012 erleben radikale Salafisten in NRW einen dramatischen Zulauf. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. Schwerpunkte sind das Ruhrgebiet und die Regionen Aachen, Bonn, Köln und Solingen.

Radikale Salafisten verzeichnen in NRW einen dramatischen Zulauf. Nach Erkenntnissen des NRW-Verfassungsschutzes hat sich die Zahl der Islamisten seit 2010 von 500 auf 1500 Anhänger verdreifacht. „Wir rechnen dabei jeden Zehnten zum gewaltbereiten Salafismus“, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2012.

Der versuchte Bombenanschlag im Bonner Hauptbahnhof und der vereitelte Anschlag auf einen Chef der rechtsextremen Partei „Pro NRW“ haben laut Jäger gezeigt, dass auch NRW im Fadenkreuz des islamischen Terrorismus steht. Es besteht der Verdacht, dass es eine Verbindung zwischen den Taten gibt. Vier Verdächtige waren festgenommen worden.

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Schwerpunkte der Salafisten sind das Ruhrgebiet und die Regionen Aachen, Bonn, Köln und Solingen. Der Verfassungsschutz beobachtet von den landesweit 830 Moscheen rund 20 bis 30, in denen offenbar Hassprediger aktiv sind.

Sorgen bereitet den Sicherheitsbehörden die wachsende Zahl junger Salafisten, die ins Ausland reisen, um den Kampf von islamistischen Milizen vor allem in Syrien, Afrika, Pakistan oder Afghanistan zu unterstützen. 2012 wurden 40 Fälle bekannt – auch 2013 zählten die Behörden schon 20 Ausreisen. In sieben Fällen konnte durch Passentzug eine Ausreise verhindert werden. „Die Rückkehrer aus Kampfgebieten stellen ein besonderes Sicherheitsrisiko da“, so Jäger. Die in ihrem Umfeld als Helden verehrten Männer seien an Waffen ausgebildet und trügen zur Radikalisierung von Anhängern bei.

Aussteigerprogramm soll entgegensteuern

Mit dem Aussteigerprogramm „Wegweiser“ soll zunächst in Bochum, Bonn und Düsseldorf ein weiteres Abdriften junger Fanatiker in die gewaltbereite Szene verhindert werden. Ein Netzwerk aus Moscheevereinen, Imamen, Sozialämtern, Beratungsstellen und Schulen soll die häufig im Schwarz-Weiß-Denken verhafteten Männer überzeugen, dass Gewalt nicht zum Islam gehört.

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Nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer lebt in Deutschland jeder vierte Salafist in NRW. Mindestens 50 Prozent haben die deutsche Staatsangehörigkeit.

Insgesamt ging die Zahl der politisch motivierten Straftaten in NRW 2012 gegenüber 2011 um 5,4 Prozent auf 4624 zurück. Rechtsextremistische Straftaten stiegen leicht auf von 3015 auf 3024 Delikte, linksextreme sanken von 1301 auf 963 Taten.