Bochum. Die Nachricht kommt überraschend und ist Balsam für den Bochumer Arbeitsmarkt. Die ExtraEnergie GmbH, einer der zehn größten Energieanbieter Deutschlands, richtet im früheren Nokia-Gebäude an der Meesmannstraße in Bochum-Riemke ein Servicecenter ein. 500 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Deutschlands größter neuer Energieanbieter, die ExtraEnergie GmbH mit Sitz in Neuss, baut ein Servicecenter in Bochum auf. 500 neue Arbeitsplätze sollen in dem früheren Nokia-Gebäude an der Meesmannstraße in Riemke entstehen. Bereits Mitte Januar, so Geschäftsführer Samuel Schmidt im Gespräch mit dieser Zeitung, werde das Center eröffnet. Derzeit werde umgebaut, die ersten 50 Mitarbeitern würden bereits geschult.
Gesucht werden vor allem Mitarbeiter für den Kundenservice, für Vertrieb und Marketing. Interessenten könnten sich initiativ an den Energiehändler wenden. Dabei geht es in erster Linie offenbar um Callcenter-Tätigkeiten. Bestimmte berufliche Voraussetzungen seien nicht nötig, auch wenn Erfahrungen in einem Callcenter hilfreich seien. Wichtig sei „aber der Wunsch, Kunden zu helfen“, so Schmidt.
Verhandlung über Umschulungsmaßnahmen
Bochum habe sich nach einer Marktanalyse als „idealer Standort“ für das Servicecenter erwiesen. Das Raumangebot und der Arbeitsmarkt hätten ebenso dafür gesprochen wie die Nähe zur Unternehmenszentrale in Neuss. Über finanzielle Unterstützungen etwa für Umschulungsmaßnahmen wolle ExtraEnergy noch mit der Agentur für Arbeit, der Wirtschaftsförderung oder anderen ins Gespräch kommen.
Das neue Center soll „insbesondere bei der schnellen Bearbeitung der telefonischen Kontaktanfragen helfen“, so der Geschäftsführer. Momentan würden 99,6 Prozent aller Email-Anfragen binnen 48 Stunden beantwortet. „Eine ähnliche Qualität wollen wir auch bei den telefonischen Kontakten erreichen.“
150 Millionen Euro Liquidität
Das Neusser Unternehmen, 2008 gegründet und seitdem stramm auf Wachstumskurs, beliefert nach eigenen Angaben mehr als eine Millionen Kunden ausschließlich mit „Ökostrom und klimaneutralem Erdgas“ und gehört schon zu den zehn größten Energieanbietern in Deutschland. Der Umsatz betrug im Vorjahr 1,1 Milliarden Euro, der Gewinn 21 Millionen Euro. Und: „Es gibt keinen einzigen fremdfinanzierten Euro im Unternehmen“, so Schmidt.
Der 31-Jährige, der einst für Konkurrent RWE die Vertriebsstrategie auf dem englischen Markt verantwortete, spricht von einer Liquidität von 150 Millionen Euro. Die GmbH gehöre wie einige weitere Firmen zur Extra-Holding. Deren Eigner ist das Investment-Unternehmen Glotec Ventures, das in Besitz von vier US-Amerikanern und Israelis sei.
Stadtwerke halten sich bedeckt
Beim Bochumer Energieanbieter Nummer eins, den Stadtwerken, hält man sich erst einmal bedeckt über den künftigen Konkurrenten. „Kein Kommentar“ hieß es am Mittwoch auf Anfrage. Die Stadtwerke decken 91,48 Prozent des lokalen Strom- und 90,74 Prozent des hiesigen Gasmarktes ab.