Bochum. 1200 Menschen starben am 4. November 1944 bei einem Luftangriff auf Bochum. Vor genau 69 Jahren hatten die Alliierten einen gewaltigen Bombenteppich über der Innenstadt abgeworfen. Zeitzeugen erinnern sich an das Grauen dieses Abends.

Der furchtbare Bombenangriff auf Bochum heute vor 69 Jahren am 4. November 1944 war nicht der erste alliierte Angriff auf die Stadt während des 2. Weltkriegs, aber der mit Abstand verheerendste. Augenzeugen dieses Angriffs von 1400 Bombern erinnern sich noch heute mit Schrecken an die Verwüstungen. Der Angriff erfolgte in mehreren Wellen zwischen 19 und 20 Uhr.

Franz Peine, der als junger Soldat einen Genesungsurlaub in seiner Heimatstadt verbrachte, schilderte in der WAZ, wie er noch am Abend des Angriffs aus Riemke ins Zentrum wollte, um zu helfen: „Eine riesige Feuerwand versperrte mir den Weg.“

"Wie von einer unsichtbaren Hand gepackt"

Erst am nächsten Morgen kam er in die noch brennende Stadt. Er half beim Aufräumen. Zwei Tage später fand er seine vermisste 20-jährige Schwester unter den Opfern. Eigenhändig brachte er sie auf einem Karren zu einem bereits ausgeschaufelten Grab am Hauptfriedhof Freigrafendamm.

Auch Theodor Kraushaar, der als zehnjähriger Junge den Angriff vom 4. November miterlebte, erinnert sich bis heute mit Schrecken. Ihm war mit seiner Mutter die Flucht in einen Bunker gelungen: „Der Luftschutzwart hatte kaum die stählerne Bunkertür geschlossen, als die ersten Luftminen fielen – wodurch wir wie von einer unsichtbaren Hand gepackt durch die Enge des Raumes geschleudert wurden.“

Vollständige Verwüstung am 4. November

Neben der Statue „Trauernde Alte“ von Gerhard Marcks an der Pauluskirche, wo auch heute die Oberbürgermeisterin wieder einen Kranz zum Gedenken an die Bombenopfer niederlegt, gibt es noch das Hochkreuz am Friedhof Freigrafendamm, das an die Kriegsopfer erinnert. Dort sind auch viele Zwangsarbeiter bestattet.

Zwar hatte es seit 1940 bereits mehr als 50 Luftangriffe auf Bochum mit seiner kriegswichtigen Stahlindustrie gegeben. Der bis zum 4. November 1944 wohl schwerste war der sogenannte Pfingstangriff 1943. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni trafen die Bomben hauptsächlich die Innenstadt. Damals kamen 312 Menschen zu Tode, 324 Personen wurden verwundet.

Am 4. November 1944 jedoch wurde die Stadt vollends verwüstet, was bis dahin noch verschont geblieben war, sank in Schutt und Asche. Ein Bombenteppich aus 7000 Sprengbomben, 300 sogenannten Luftminen und 60.000 Stabbrandbomben traf vornehmlich die Innenstadt.

Perfekte und perfide Technik

Akribisch listete die damals noch funktionstüchtige Verwaltung die Schäden auf. „Die meisten öffentlichen Gebäude, das Rathaus, die Ruhrknappschaft, das Stadttheater, das Amtsgericht nebst Amtsgerichtsgefängnis, sämtliche Krankenhäuser, die Hauptpost, nur um einige zu nennen, wurden schwer beschädigt, wenn nicht gar völlig zerstört“, schreibt Monika Wiborni vom Stadtarchiv in dem Buch „Bochum im Bombenkrieg“. Mehr als 1200 Menschen verloren ihr Leben. Es gab rund 2000 Verletzte zu beklagen, deren Versorgung sich sehr schwierig gestaltete, da auch die Krankenhäuser der Stadt schwer getroffen wurden.

Dabei setzten die Alliierten eine so perfekte wie perfide Technik ein. Zunächst rissen die Sprengbomben oder Luftminen Löcher in Dächer, in Fassaden oder brachten Gebäude zum Einsturz. Die hernach abgeworfenen Brandbomben verwandelten die Trümmerlandschaft in ein Flammenmeer.