Laer. Heute vor 69 Jahren wurde während des Zweiten Weltkriegs die Fronleichnamkirche zerstört. Ingrid Wittler und ihr Mann erinnern sich.
„Plötzlich gingen die Sirenen an“, erinnert sich Ingrid Wittler an den Abend des 4. November 1944. „Meine Mutter Erna und ich packten schnell die Tasche und liefen zu unserem Schutzstollen an der Fritz-Reuter-Straße, die heute Seippelstraße heißt. Auch mein Vater Otto schaffte es noch rechtzeitig nach der Schicht.“
Nun sitzt sie zusammen mit Ehemann Theodor vor alten Bildern der zerstörten Fronleichnamkirche und betrachtet das Familienalbum. Letzteres zeigt vor allem, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg weiter ging.
An jene Bombennacht, in der ihre Kirche zerstört wurde, wird sich die 78-Jährige allerdings immer erinnern. Für Theodor, der bis heute eng mit der 2008 geschlossenen Kirche verbunden ist (demnächst Verwaltungssitz der Bochumer Caritas) war es ein trauriges Erlebnis, als er 1945 nach der Rückkehr aus dem Sauerland die zerstörte Kirche sah.
„Wir sahen überall Feuer“
Die Familie der damals 10-jährigen Ingrid war jedenfalls kaum in dem mit den Nachbarn zusammen gegrabenen Stollen untergekommen, als es auch schon mit den Bombeneinschlägen los ging. Vater Otto Estel arbeitete beim Bochumer Verein und war deshalb für die Produktion kriegswichtiger Güter (Geschosshülsen und Geschützrohre) vom Militärdienst freigestellt.
Wie es war, als die Kirche getroffen wurde, weiß die rüstige Seniorin auch noch. „Irgendwann gab es eine ganz heftige Erschütterung und laute Geräusche in der Nähe“, so Wittler. „Wir dachten, da muss etwas Schlimmes passiert sein.“
Es dauerte noch einige Zeit bis vor 69 Jahren der letzte Bombeneinschlag verklungen war und die Familie aus dem Stollen konnte. „Bochum brannte. Wir sahen überall Feuer“, weiß die Seniorin.
Die Fronleichnamkirche fand sie damals in Trümmern vor. Die südliche Seitenwand stand noch sowie der Turm. Das daneben liegende Pfarrhaus von Pastor Hermann-Josef Schech war nur leicht beschädigt. „Ein Tag später war es Tagesgespräch, dass der Herr Pastor den Angriff im Turm erlebte und überlebte“, so die Seniorin.
Ehemann Theodor lebte in diesen Kriegsjahren bei den Großeltern im Sauerland. „Bei meiner Rückkehr fanden wieder Messen in der oben offenen Kirche statt“, erinnert er sich. Mit dem Bau einer Notkapelle in der Ruine ging es los. Der 78-Jährige: „Nach der Messe und nach der Schicht arbeiteten die Erwachsenen noch stundenlang, damit zum Winter ein geschlossener Raum entstand.“ Ingrid Wittler: „Ostern 1946 feierten wir zum ersten Mal wieder Erstkommunion.“ Die Schule begann wieder wenig später für die beiden.
Schon im Februar 1946 startete der Wiederaufbau der Kirche. Am 19. Dezember 1948 war der erste Gottesdienst darin.