Das Bochumer Stadtbad war eines der modernsten in Europa
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Bochum. Das Stadtbad hatte zwei Becken, einen Sprungturm und eine Tribüne für 1200 Zuschauer. Trotz mehrerer Initiativen wurde es 1988 geschlossen.
Wer nach dem Krieg in Bochum groß geworden ist, wird das alte Stadtbad nie vergessen. Das Hallenbad an der Massenbergstraße war nichts weniger als eine Bochumer Institution.
Das Stadtbad entstand im Zuge der Neuordnungsplanung nach den Zerstörungen durch den Bombenkrieg. Für Baudezernent Clemens Massenberg (1946-1954) stand fest: „Man sollte die Badeanstalt bewusst als bedeutende öffentliche Anstalt in den Mittelpunkt der Stadt legen. Für die Besucher und die große Zahl der Beschäftigten in der Innenstadt ist das Bad hier am schnellsten zu Fuß zu erreichen.“
Eines der modernsten Hallenbäder Europas
Mit den Arbeiten wurde am 7. Dezember 1950 begonnen, 1953 feiert der sechs Millionen Mark teure Neubau Eröffnung. Eine zeitgemäße und repräsentative Architektur sollte das „neue Bochum“ bereits in der Außenansicht des Bades signalisieren, weshalb man sich für eine moderne Stahlbetonskelett-Bauweise entschieden hatte. Wegen der aufwändigen Neuheiten in Bau- und Haustechnik galt das Stadtbad Bochum über Jahre als eines der modernsten Hallenbäder Europas.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Mit 1200 Zuschauerplätzen auf einer Tribüne sowie Übertragungsmöglichkeiten für Film und Rundfunk, war es Ort der deutschen Schwimmmeisterschaften und anderer Großveranstaltungen. Davon ab, war das Stadtbad mit seiner 50er Jahre-Optik ein beliebtes Familienbad, das von zig-tausend Badegästen gern genutzt wurde.
Zwei Becken, eines davon mit Sprungtürmen
Neben der Eingangshalle befanden sich sieben Ladenlokale – u.a. Hut Müller - und die Verwaltung. Die zwei jeweils 15 mal 25 m große Becken, eines davon mit Sprungtürmen, hatten Bullaugen unter der Wasserlinie, am Boden befanden sich schwarze Streifen zur Orientierung für die Schwimmer.
Lange Jahre war alles gut, aber dann wurde das Bad 1988 aus wirtschaftlichen Gründen dicht gemacht. Damit begann das Drama um das Stadtbad: Eine Initiative von Denkmalschützern und Schwimmsportlern setzte sich für den Erhalt des inzwischen unter Denkmalschutz gestellten Hallenbades ein.
Das Sanierungskonzept wurde abgelehnt
Trotz finanzieller Zusagen (10 Millionen DM) vom Land wurden alle Sanierungskonzepte vom SPD-dominierten Rat abgelehnt; stattdessen zogen zwischenzeitlich Asylbewerber und Spätaussiedler ein.
1998 erfolgte der Abriss, nachdem ein Bürgerbegehren pro Erhalt nicht zugelassen worden war. Ohne Rücksicht auf den Denkmalwert wurde der Weg frei für die von der Stadt bevorzugten Variante der Häusser-Bau, die für 60 Mio Euro ein Einkaufs- und Bürozentrum hochzog: die klotzige Stadtbad-Galerie, deren Leerstände inzwischen sprichwörtlich sind.
Auch das als von vielen Bochumern lediglich als Feigenblatt betrachtete Mini-Schwimmbad im Erdgeschoss - das nie Ersatz für das Stadtbad war - ist längst wieder dicht. Noch heute trauern viele ältere Bochumer „ihrem“ Stadtbad nach.
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