Bochum. Schon seit Wochen laufen Vorgespräche für das Projekt Stadtturm. Der 105 Meter hohe Wolkenkratzer ist direkt neben dem Hauptbahnhof, dort wo jetzt noch das EGR-Parkhaus Kurt-Schumacher-Platz steht, geplant. Projektentwickler Dr. Thomas Durchlaub ist vom Erfolg überzeugt.
In aller Stille laufen bei der Stadt die Vorbereitungen, die Voraussetzungen zu schaffen für ein Bauprojekt der Superlative. Mit Baukosten von rund 90 Millionen Euro wäre er schlappe dreimal so teuer wie das Musikzentrum: Der Stadtturm Bochum. Mit einer Höhe von 105 Metern würde er sich an die Spitze der höchsten Bauten im Revier katapultieren. Zum Vergleich: Das 1979 gebaute Essener Rathaus ist nur einen Meter höher. Deutlich näher an den Wolken ist nur noch der Essener RWE-Turm mit seinen 127 Metern.
Dass dies kein Luftschloss ist, dessen ist sich Dr. Thomas Durchlaub sehr sicher. Denn er hat Fakten vorzuweisen. Das Exzenterhaus, in dessen 23. Etage er seine Büros hat, ist sein Baby – und wurde Anfangs belächelt und als blanke Spinnerei abgetan. Ein Hochhaus auf einem Bunker? Gibt’s doch gar nicht, so die Kritiker. Gibt es doch: Universitätsstraße 60.
Bekannter Architekt steht für das Projekt gerade
Der bekannte Berliner Architekt Gerhard Spangenberg, der schon mit dem preisgekrönten Exzenter-Entwurf punktete, steht für das Stadtturm-Projekt ebenso gerade: „Der Stadtturm trägt zur Formung der Glacis vor der historischen Altstadtanlage bei. Er bildet die Fassung für so etwas wie eine ,Bochumer Freiheit’“, heißt es in der Werbebroschüre, mit der auch Ankermieter gewonnen werden sollen.
Es gibt gründlich Bewegung. „In den nächsten Wochen stehen Gespräche an mit einem Unternehmen, das auf einen Schlag 16.000 Quadratmeter des Turms nutzen möchte“, so Durchlaub. Insgesamt stehen 20.000 m² Bürofläche auf 28 Etagen zur Verfügung. Durchlaub ist Optimist: „Das wäre natürlich ein Traum, 1000 Arbeitsplätze würde ein solcher Mieter mitbringen.“ Die kann die gebeutelte Stadt natürlich dringend brauchen.
Vorkaufsvertrag abgeschlossen
Damit es keine bürokratischen Hemmnisse gibt, bestätigte Stadtbaurat Ernst Kratzsch, werden derzeit bereits intensive Gespräche geführt. Die EGR als Grundstücksinhaber hat mit der Stadtturm Bochum GmbH & Co. KG mittlerweile eine Art Vorkaufsvertrag abgeschlossen. Demnach hat das Team um Thomas Durchlaub bis Ende kommenden Jahres Zeit, solvente Investoren für das Megaprojekt zu gewinnen.
Es mag Zufall sein, jedenfalls ist es eine Tatsache, dass diesmal wieder ein Bunker eine große Rolle spielt. Genau unter dem Parkhaus Kurt-Schumacher-Platz, das für den Stadtturm weichen müsste, findet sich ein gigantischer unterirdischer Atombunker. Nach Auskunft des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gehört diese Anlage bereits der Bochumer EGR und wird in den nächsten Tagen aus der Zivilschutz-Bindung entlassen.