Bochum. . Mehrere tausend Menschen schlenderten am Sonntag beim verkaufsoffenen Sonntag durch die Innenstadt. Rund 300 Geschäfte hatten geöffnet. Gleichzeitig fand auf dem Boulevard das Kuhhirtenfest statt.

Volle Straßen und zumindest großteils auch volle Geschäfte: Dieses Bild bot sich am Sonntag in der Innenstadt. Am verkaufsoffenen Sonntag und zum „Kuhhirtenfest“ schlenderten von 13 bis 18 Uhr mehrere tausend Menschen durch die City und die insgesamt 300 teilnehmenden Läden. Zeitweise war es fast so eng wie im Weihnachtsgeschäft. Unterschied: Diesmal waren auch die draußen stehenden Stühle der Cafés belegt.

Viele Menschen sagen: Wie kann man sich an einem Sonntag nur freiwillig in die Hektik der Innenstadt stürzen? Andere sagen aber offenbar: Ohne den äußeren Druck des Berufsalltages kann ich mit meiner Familie stressfreier einkaufen.

"Fiegenbitter schmeckt wie Medizin"

Und Unterhaltung gab es ja noch obendrein. Rund um den Kuhhirten auf dem Boulevard an der Bongardstraße lud die Interessengemeinschaft „Boulevard/Brück4tel“ zum Kuhhirtenfest und bot damit ein paar Einblicke in Bochums Vergangenheit. Zum Beispiel wurde altes Handwerk wie das Weben vorgestellt. Einige Geschäfte machten mit Fotos und Unikaten auf ihre lange Tradition aufmerksam.

Die Ehefrau des „Kuhhirten“, Elfriede Kortebusch alias Heike Brauckhoff, berichtete bei Führungen im historischen Gewand Wissenswertes über das Gerberviertel und die Propsteikirche. An den Führungen nahmen bis zu 30 Menschen teil. Nachher gab es einen Schnaps, einen „Fiegenbitter“ nach uraltem Rezept. „Schmeckt wie Medizin“, sagte Elfriede Kortebusch.

Die „Stadtwache 1388“ stellte einen Pranger auf

Ein paar Meter weiter hatte die ebenfalls in historischen Gewändern auftretende „Stadtwache Bochum 1388“, Teil der Maiabendgesellschaft, einen Pranger aufgebaut. An diesem Schandwerkzeug wurden im Mittelalter Bürger, die bestimmte Straftaten begangen hatten, mit Kopf und Armen in ein Holzgebälk gesperrt und öffentlich zur Schau gestellt, manchmal tagelang, wie Christopher Laufmann von der Stadtwache sagte. Jeder sollte damals sehen, dass die Person am Pranger das Gesetz gebrochen hatte. Auch der damit verbundene Verlust des Rufes gehörte zur Strafe.

Die Freunde der verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft der Bogestra boten altes Inventar an. Eine Passantin kaufte zum Beispiel für fünf Euro ein altes Schild mit dem Wort „Markstraße“ darauf. Es hing früher mal an einem Fahrzeug. Auch Fahrpläne wurden verkauft. Wer Interesse hatte, konnte den Fahrplan für Herne 1993/94 für einen Euro erwerben. Kurt Weber von der Bogestra: „Der Erlös der ganzen Sachen wird zum Erhalt der alten Fahrzeuge verwendet.“

Ein paar Meter weiter standen die „Brenscheder Bauern“ mit ihren historischen Gewändern. Der 1976 gegründete Verein stellte das bäuerliche Brauchtum vor.