Bochum. Zu erregten Debatten fanden sich am Tag nach der Schließungsankündigung durch den finnischen Mehrheitseigentümer Outokumpu Hunderte Stahlarbeiter auf dem Werksgelände ein. Auf einer Pressekonferenz im Werk erinnerte die Gewerkschaft den Konzern an den gültigen Tarifvertrag.
Am Tag nach der Schließungsankündigung durch Outokumpu kochten am Dienstag die Emotionen hoch bei einer von Hunderten Stahlarbeitern besuchten Versammlung im Werk. „Das ist eine Provokation. Wir werden jetzt Stärke zeigen“, so der Betriebsratsvorsitzender Frank Klein auf einer Pressekonferenz im Stahlwerk.
Es ist der zweite Tag, an dem nicht eine Tonne Stahl die Stranggießanlage verlässt. Der 140-Tonnen UHP-Ofen bleibt genauso kalt wie die beiden mächtigen je 80 Tonnen fassenden Konverter für die Erzeugung von Edelstahl. Die 1. Bevollmächtigte der Bochumer IG Metall, Eva Kerkemeier, sagt: „Hier geht es auch um die Glaubwürdigkeit der Gewerkschaft. Wir haben nicht ohne Grund die Bestandsgarantie bis 2016 in den Tarifertrag hineinschreiben lassen. Und der hat Gültigkeit und zwar unbefristet.“
Mit ins Werk gekommen sind auch die beiden Bochumer SPD-Politiker Axel Schäfer (MdB) und Thomas Eiskirch (MdL). „Als konkretes Signal hat unsere Landtagsfraktion die Betriebsratsvorsitzenden aus Krefeld und Bochum zu unserer nächsten Sitzung am Dienstag nach Düsseldorf eingeladen“, kündigt Eiskirch an.
Erregte Debatten
Während in der großen Werkstatthalle die Beschäftigten noch erregt diskutieren über die ganz persönlichen Konsequenzen, die die Ankündigung des finnischen Stahlkonzerns hat, bringen sich weitere Politiker in Stellung.
Die Linke Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen erklärt: „Wieder werden die Manager eines Konzerns aus gier am Profit wortbrüchig.“ Die Bochumer Grünen weisen auf den „eklatanten Bruch des Sanierungstarifvertrags hin. Für die Freien Bürger im Rat ruft Jens Lücking: „Es ist erschreckend, wie in Bochum massiv industrielle Arbeitsplätze verloren gehen. Wir brauchen dringend Ersatz.“
Erinnerung an Tarifvertrag
Voraussichtlich am am Tag der deutschen Einheit sollte das Stahlwerk wieder hochgefahren werden. Betriebsratsvorsitzender Klein: „Ich sage ganz deutlich, dass wir uns an den Tarifvertrag halten.“ Noch lägen nicht die Voraussetzungen für einen Streik vor. Da es sich zunächst lediglich um die Ankündigung der Schließung handele. Fakten seien noch nicht geschaffen worden. Wenn aber Outokumpu schon jetzt Leute auf die Straße setze, gebe es eine ganz andere Situation, sagten die Gewerkschaftsvertreter einhellig.
„Marke Nirosta wird kaputt gemacht“
Dem Vernehmen nach soll es bereits Anfang kommender Woche zu ersten konkreten Gesprächen nach der Ankündigung des neuen „industriellen Konzeptes“ kommen. Dessen ungeachtet wird in der nächsten Woche Donnerstag eine außerordentliche Betriebsversammlung abgehalten. Dazu sollen auch NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) und andere Politiker eingeladen werden.
An die Verantwortung von Thyssen-Krupp erinnerte Thomas Eiskirch zudem. „Noch ist der Konzern an diesem Werk beteiligt.“ Was jetzt gerade passiert, bringt vor allem Betriebsratsvorsitzender Frank Klein auf den Punkt: „Die Marke Nirosta hatte einen guten Namen. Wir sehen gerade, wie diese Marke kaputt gemacht gemacht wird.“