Bochum. Zwischen Faszination und Ablehnung: Die Ausstellung „Körperwelten“ von Dr. Gunther von Hagens spaltet die Gemüter. Kontroverse Diskussionen werden auch in Bochum entfacht, wo die Leichen-Schau vom 30. August bis zum 19. Januar 2014 zu sehen ist.
„Der Zyklus des Lebens“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung von „Körperwelten“-Erfinder Dr. Gunther von Hagens (68) und Kuratorin Dr. Angelina Whalley. Erstmals im Ruhrgebiet wird sie vom 30. August bis 19. Januar 2014 im ehemaligen Autohaus Lueg an der Hermannshöhe 42 gezeigt.
Es ist ein Ausflug ins Reich der Toten. 200 Präparate, darunter 20 Ganzkörperplastinate, dokumentieren „die einzelnen Stationen der Entwicklung des menschlichen Körpers sowie seine Veränderung von der Zeugung bis ins hohe Alter. Dabei werden auch die Folgen eines ungesunden Lebenswandels schonungslos sichtbar gemacht“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Neue Körperwelten
Verfügung zu Lebzeiten
Seit dem Start 1996 haben Hagens’ „Körperwelten“ weltweit 36 Millionen Besucher angelockt, sind aber auch heftig umstritten. Viele Menschen schreckt die berühmte Show ab. Nicht alle ertragen den Anblick der Ausstellungsstücke und den Gedanken daran, dass diese einmal gelebt und geatmet haben. „Es sind menschliche Körper, die zur Schau gestellt werden.
Als Christ halte ich es ethisch für nicht vorstellbar, so etwas zu besuchen – und das noch in den wenig repräsentativen Räumen eines ehemaligen Autohauses“, sagt Lothar Gräfingholt, Vorsitzender des Bochumer Katholikenrates. Immer wieder gab es Mutmaßungen, dass auch gewaltsam ums Leben gekommene Menschen gezeigt würden.
"Technik und Darstellung sind beeindruckend"
Das „Körperwelten“-Team widerspricht energisch: „Alle Präparate stammen von Menschen, die zu Lebzeiten darüber verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Ableben zur Ausbildung von Ärzten und der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll. Viele Spender betonen, dass sie so nach ihrem Tod von Nutzen sein können.“
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„Ambivalent“ beurteilt Dr. Thomas Hulisz die Ausstellung. Der Leiter des Bochumer Adipositas-Zentrums hat die „Körperwelten“ zweimal in Köln und Düsseldorf gesehen. „Die Technik und Darstellung sind beeindruckend und würden jedem anatomischen Institut zur Ehre gereichen. Für mich als Arzt hat das einen hohen wissenschaftlichen Wert“, erklärt Dr. Hulisz. Gleichwohl befriedige die Schau aber auch „die Sensations- und Grusellust“ der Besucher. Schulklassen sei eine Besichtigung frühestens ab Jahrgangsstufen 7 und 8 zu empfehlen – „und dann nur mit gründlicher Vorbereitung“.