Bochum. .

Karl-Theodor zu Guttenberg verlor seinen Doktortitel. Annette Schavan auch. Aktuell steht Bundestagspräsident Norbert Lammert unter Verdacht, in seiner Doktorarbeit plagiiert zu haben: Die Ruhr-Universität Bochum wird demnächst wohl ein offizielles Prüfverfahren einleiten. Wie kommt es zu Plagiaten?

„Ich glaube nicht, dass Plagiate immer mit Ideenlosigkeit zu tun haben“, sagt Maike Wiethoff . Die Leiterin des 1997 gegründeten Schreibzentrums der Ruhr-Universität Bochum vermutet vielmehr: „Zumindest den Studierenden ist häufig gar nicht klar, was es eigentlich heißt, wissenschaftlich zu arbeiten“. Gemeinsam mit fünf Mitarbeiterinnen und sieben Tutoren berät sie Studierende deshalb zu Fragen rund um das Thema wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben.

"Häufig fehlt der rote Faden"

Wie finde ich ein Thema? Wie entwickele ich eine Fragestellung? Welche Untersuchungsperspektive wähle ich? Und wie strukturiere ich meine Arbeit? Diese Fragen bereiten vielen Studierenden vor allem in den ersten Semestern ihres Studiums Kopfzerbrechen. Die ersten Veranstaltungen sind besucht, anschließend sollen die ersten Hausarbeiten geschrieben werden. Bloß wie? Denn das wissenschaftliche Schreiben erfordert spezielle Techniken, die in der Schule nicht unbedingt vermittelt werden.

Gerade in den ersten Semestern ihres Studiums bitten Studierende das Team von Maike Wiethoff im Schreibzentrum um Rat: Sie haben von ihrem Dozenten eine Arbeit zurück bekommen und können die Bewertung nicht nachvollziehen. „In den Arbeiten fehlt dann häufig ein roter Faden, die Argumentation wird nicht so deutlich oder die Textkohärenz ist nicht gegeben“, sagt Wiethoff.

In Einzelberatungen und in Schreibwerkstätten vermitteln Maike Wiethoff und ihr Team den Studierenden dann das Handwerkzeug für „gutes“ wissenschaftliches Arbeiten. Und aus Erfahrung weiß sie: „Bei Studierenden sind Plagiate in den allerwenigsten Fällen Absicht.“ Die prominenten Plagiatsfälle hätten die Studierenden eher weiter verunsichert. „Die Angst unter den Studierenden, aus Unwissenheit etwas falsch zu machen, hat stark zugenommen“, sagt Maike Wiethoff.

Feedback einholen

Hinzu kommt: Oftmals sei nicht transparent, was in einer Hausarbeit von den Studierenden genau gefordert werde. Ihr Tipp: Die Bewertungskriterien direkt beim Dozenten erfragen. Mögliche Fragen könnten sein: „Was sind Ihre Anforderungen? Was möchten Sie, das ich in einer wissenschaftlichen Arbeit leiste?“ Doch nicht alle Lehrenden hätten klare Vorstellungen und Kriterien vom wissenschaftlichen Arbeiten entwickelt. Auch unterscheiden sich die Anforderungen oftmals je nach Dozent und Fach erheblich. Einheitliche Standards fehlten noch. „Aber da sind wir dran“, sagt Maike Wiethoff.

Bis dahin rät Maike Wiethoff zum Dialog: „Oft hilft es schon, darüber zu sprechen, was beim Schreiben Probleme bereitet. Feedback einholen und fragen: Versteht man das?“