Bochum. .
Seit 40 Jahren wohnt er im Ortsteil, 1988 hat er mit der Gründung auch den Vorsitz des Eppendorfer Heimatvereins (EHV) übernommen. Für viele ist Gerd Robok daher „Mr. Eppendorf“ schlechthin, er selbst sagt nur: „Ich bin kein gebürtiger, aber ein überzeugter Eppendorfer.“
So verwundert es kaum, dass Robok bei einem Gang durch „seinen“ Stadtteil mehr Zeit einplanen muss, als eigentlich nötig wäre. Der 71-Jährige grüßt jeden, der vorbeikommt, die Leute fragen Robok, was es Neues gibt im Dorf: Rund um die Menschen, die im Wattenscheider Süden leben, rund um die Straßen, Plätze und Gebäude, die sich in einem schnellen Wandel befinden.
Eiche als Grund für viele Verkehrsunfälle
Vor allem im infrastrukturellen Bereich ist der Ortsteil in den vergangenen Jahren in den Blickpunkt gerückt. Jetzt, in den Sommermonaten, steht die Eppendorfer Eiche auf der Verkehrsinsel „Am Thie“ in voller Pracht, zeigt sich von ihrer schönsten, grünen Seite.
Doch ohne den EHV wäre der Baum längst der Säge zum Opfer gefallen, die Stadt hatte die Eiche als Hauptgrund für eine erhöhte Anzahl von Verkehrsunfällen ausgemacht. Der Verein organisierte eine Bürgerversammlung, am Ende sprach sich die Mehrheit gegen eine Fällung aus. Auf Bewährung schlägt der Baum noch heute Wurzeln.
Unweit der Eiche steht ein weiteres Beispiel für Eppendorfer Protestkultur. Auf dem Gelände des alten Stratmanns Hof entstand vor 20 Jahren ein Lebensmittelmarkt, mit dem Umbau sahen zahlreiche Einwohner ein Stück Dorftradition verschwinden. „Aus heutiger Sicht können wir uns über den Supermarkt nur freuen. Sogar diejenigen, die damals am stärksten protestiert haben, gehen dort mittlerweile einkaufen“, schildert Robok.
Sorge um die Grundschule
Während sich die Befürchtungen „Am Thie“ im Nachhinein nicht bestätigt haben, blicken viele Einwohner jedoch mit großer Sorge auf die bevorstehende Schließung der Grundschule an der Ruhrstraße 30.
„Die Dorfschule wurde vor 125 Jahren erbaut, die Anfänge des Schulwesens in Eppendorf reichen sogar zurück bis ins Jahr 1686“, betont der EHV-Vorsitzende den historischen Charakter – und hat eine Idee: „Diese Schule ist im Grunde schon ein Museum. Und wenn das Schulmuseum in Riemke tatsächlich den Betrieb einstellt, könnte es in Eppendorf neu eröffnet werden. Der EHV würde beratend zur Seite stehen.“
Bei anderen Schließungen konnte der EHV hingegen nichts machen. „Früher gab es allein im Ortskern neun Kneipen“, sagt Robok. Aktuell gebe es noch die „Trattoria Thorpes“ im alten Stammsitz der Familie Neukämper an der Finkenstraße, das „Biercafé“ neben der Sparkasse oder das Keglerheim Paul Kleine an der Brücke Engelsburg.
Spaziergang auf der Obstwiese
Sucht Gerd Robok Entspannung, findet er sie weniger in der Gastronomie als vielmehr zu Hause. Denn der frühere Ingenieur wohnt nicht irgendwo, sondern im Dachgeschoss des Thorpe-Heimatmuseums, das im September nach 14-jähriger Bauzeit offiziell eröffnet werden wird.
Bei Veranstaltungen wie dem Osterfeuer, dem Frühlingsfest oder dem Ernte- und Schlachtfest hat sich die Einrichtung an der Engelsburger Straße zum absoluten Treffpunkt der Eppendorfer entwickelt. Robok genießt aber vor allem die stillen Momente auf dem Hof, der das bäuerliche Leben vor etwa 100 Jahren nachempfinden lässt.
Auf der Obstwiese gegenüber geht er gerne abends spazieren, zwischen Schafen, Bienen und Hasen. „Eine grüne Idylle, mitten in der Großstadt: Wo gibt es das schon?“, fragt Robok und weiß natürlich die Antwort. „Nur in Eppendorf.“