Süd. . Qualmfrei, aber kein Spaß dabei: Gastronomen im Bochumer Süden melden teils drastische Umsatzeinbußen nach Verschärfung des Nichtraucherschutzes
Der Rauch ist zwar verschwunden, doch in den Gaststätten herrscht dicke Luft. Denn die qualmfreie Kneipe gefällt weder den Gastronomen noch ihren Gästen, sofern überhaupt noch jemand auf den Hockern vor dem Tresen Platz nimmt. Die Wirte im Bochumer Süden schlagen Alarm: Um bis zu 50 Prozent sei der Umsatz seit dem 1. Mai in manch einem Betrieb schon zurückgegangen, die Tendenz spricht gegen die traditionelle Eckkneipe.
Rund 13 Jahre gehörten die Aschenbecher mehr oder weniger zum Interieur des „Café Sonneneck“ am Dahlhauser Bahnhof. Genauso lange betreibt Klaus Krabbenhöft die Gaststätte, und er wollte und will sich das Rauchen nicht verbieten lassen. Unter dem Motto „Nicht mit euch ins Aus!“ startete Krabbenhöft vor mehr als drei Monaten eine Initiative gegen das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz.
Die Aktion läuft. „Wir wollen nach wie vor auf unsere Situation aufmerksam machen“, schildert er. Unterschriften werden gesammelt, Petitionen sind im Umlauf. Nur eines möchte Krabbenhöft nicht: einen Volksentscheid. „Da stimmen am Ende nicht die Betroffenen ab. Wir würden verlieren.“
Als tatsächlich Betroffene fühlen sich seine Gäste hingegen längst als Verlierer. Selbst die Nichtraucher unter ihnen wie Peter Gellermann oder Jürgen Vaupel fordern unisono, das individuelle Freizeitverhalten nicht länger unter Kuratel zu stellen. „Rauchen ist sicher nicht gesundheitsfördernd, aber das sollte jeder für sich entscheiden dürfen. Wenn sich ein Skiläufer verletzt, zahlt auch die Allgemeinheit. Warum fordert keiner ein Verbot des Sports?“, fragt sich Vaupel.
Statt Pils schäumt die Chefin
In der Lindener Bauernstube fließt ebenso weniger Pils als noch vor dem 1. Mai. Dafür schäumt Wirtin Anja Busse umso mehr. Bislang sei der Absatz um etwa 15 Prozent gefallen. „Der Winter kommt jedoch erst noch. Da stellt sich niemand mehr nach draußen und raucht“, fürchtet die Gastronomin schon heute den Herbst. Ihr Lokal ist eine Bierschänke, wie sie im Buch steht: kleiner Raum, große Theke, wenige Tische. Bei Busse steht das Feierabendbier, die Gemütlichkeit im Vordergrund. Für viele ihrer Kunden gehört dazu fast obligatorisch eine Zigarette. Die gilt es jetzt an der noch frischeren Luft zu paffen. „Wenigstens hat sich noch kein Nachbar über zusätzlichen Lärm beschwert“, freut sich Busse immerhin über die Kulanz der Anwohner rund um den Marktplatz.
„Ständig geht jemand ‘raus und kommt wieder ‘rein. Das ist doch keine Gesprächskultur mehr“, klagt Ulrike Granz. Ihre Stammkneipe ist die Gaststätte „Haarmann’s“ auf der Ortsgrenze von Weitmar und Eppendorf, früher kam sie allerdings häufiger vorbei – wie viele andere. Fast 50 Prozent weniger Thekenbetrieb melden Kornelia Haarmann und ihr Team. Immerhin laufe noch das Küchengeschäft, sagt die Inhaberin. „Doch wenn es zu keinen Änderungen kommt, werden es kleinere Betriebe sehr schwer haben.“ Ihr macht keiner mehr einen blauen Dunst vor: Ohne Rauch geht den Gastronomen langsam aber sicher die Luft aus.