Bochum. . Zahlreiche Vogelbeobachter aus dem halben Ruhrgebiet sind an den Kemnader See nach Bochum geeilt, um eine Weißbartseeschwalbe zu fotografieren. Dieser Vogel ist hierzulande eine absolute Seltenheit. Vermutlich hat die Weißbartseeschwalbe ihre Brut beim Donau-Hochwasser verloren und zieht nun durch Europa.

Vor einer Woche machte unter Vogelbeobachtern im Ruhrgebiet eine Nachricht die Runde, die große Beachtung fand. Am Kemnader See in Bochum war eine Weißbartseeschwalbe gesichtet worden, benannt nach dem weißen Gefieder zwischen Auge und Kehle.

Es handelt sich um einen Zugvogel, der erst ein einziges Mal in Bochum - im Mai 2012 - nachgewiesen worden ist. Im Laufe des Samstagvormittags setzten sich mehrere Vogelfreunde aus dem Ruhrgebiet - etwa aus Duisburg, Oberhausen und Mülheim - in ihr Auto und fuhren ans westliche Nordufer des Bochumer Stausees. Am Ende standen rund ein Dutzend Vogelbeobachter am Ufer in Oveney/Gibraltar. Sie bauten ihre Stative auf und genossen die stillen Augenblicke mit dieser seltenen Schönheit der Lüfte.

Auf dem Handy über aktuelle Entdeckungen informiert

© Tobias Rautenberg

Mittendrin stand auch der aus Bochum stammende Diplom-Biogeograph Tobias Rautenberg (29), der für die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet in Duisburg arbeitet. „Als alter Bochumer habe ich mir das nicht entgehen lassen“, sagte er der WAZ. Die Nachricht sei schnell über das Internet verbreitet worden, wo Vogelfreunde durch spezielle Programme sofort auf ihrem Handy über aktuelle Entdeckungen informiert würden. Die Weißbartseeschwalbe, sagt er, sei eigentlich über dem südosteuropäischen Raum verbreitet, in den Donau-Auen und im Delta - keineswegs aber im Ruhrgebiet.

Weißbartseeschwalbe floh vor Donau-Hochwasser

Rautenberg hat eine Vermutung, warum diese Schwalbe nun hier auftauchte. „Der seltene Nachweis dieser Art kann wahrscheinlich in Zusammenhang mit dem Juni-Hochwasser im Einzugsbereich der Donau gesehen werden, denn viele Weißbartseeschwalben haben durch das Hochwasser dort ihre Bruten verloren und tingeln jetzt durch Mitteleuropa.“ In NRW habe sie noch nie gebrütet. Ab 10 Uhr sei die Schwalbe nun hier aus wenigen Metern Entfernung zu beobachten gewesen. Zeitweise habe sie sich auf Bojen gesetzt und Insekten und kleine Fische gejagt. Um 14 Uhr sei sie weitergezogen.

Entdeckt wurde die Weißbartseeschwalbe von Claus Sandke vom Naturschutzbund Bochum. Er war gerade damit befasst, Kanadagänse zu zählen, als er den Zufallsfund machte. Er ist es auch, der eine Weißbartschwalbe auch 2012 dokumentiert hatte - damals das erste Mal überhaupt in Bochum.

Informationen aus der heimischen Vogelwelt

Auf der Intersetseite www.birds-bo.de finden Vogelfreunde viele Informationen aus der heimischen Vogelwelt. Etwa: Unter der Rubrik „BO-Ranking“ steht, welcher Bochumer Ornithologe wie viele und welche Arten gesehen hat. Auch eine kommentierte Gesamtartenliste mit 266 in Bochum nachgewiesenen Vogelarten ist dort zu finden.