Bochum. . „Stunde der Gartenvögel“ des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) legt Artenvielfalt in Bochumer Grünanlagen offen. In Stadtpark und Wiesental zählten die Vogelbeobachter rund 30 Vogelarten.

Sie trällern, pfeifen, zwitschern und tirilieren – im Wiesental singt im Lenz ein Chor mit vielen Stimmen. „Wir bestimmen nicht nur die Vögel, die wir sehen. 70 Prozent hören wir“, erläutert Hobby-Ornithologe Siegfried Schneider vom Stadtverband Bochum des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Am Sonntagmorgen machte er sich mit Kollegen des NABU und zwanzig interessierten Bürgern auf den Weg, um eine Stunde die Vogelarten im Wiesental zu zählen. Die Aktion „Stunde der Gartenvögel“ fand am vergangenen Wochenende bundesweit zum neunten Mal statt. Es geht darum, festzustellen, wie sich der Bestand der Vogelarten entwickelt.

Siegfried Schneider hält seine Ohren in den seichten Wind und kann prompt einige Melodien und Klangfarben zuordnen. „Das da vorne ist die Mönchsgrasmücke, die Kohlmeise dahinter, und da ist die Ringeltaube im Flug“, erläutert er. Der Laie staunt nicht schlecht und versucht nachzulauschen. „Das Schwierigste ist, die Vögel auseinanderzuhalten“, räumt Schneider ein.

Geübte Vogelbeobachter

In einem Baumstamm hat sich der Kleiber ein Nest gebaut. „Er ist ein Höhlenbrüter, der sein Weibchen einmauert“, erläutert der Fachmann. Hinter einem kleinen Loch, das der Vogel mit Speichel und Lehm ganz klein schmiert, brütet die Vogelmutter. Ganz in der Nähe macht ein Gartenbaumläufer durch ein „Thithi“ auf sich aufmerksam. Sogleich zeigt er sein Geschick und läuft Stamm und Äste entlang.

„Seine Federzeichnung sieht von Nahem ganz entzückend aus“, freut sich Schneider über die Entdeckung. Karin Rodehüser, Gründungsmitglied des NABU Bochum, führt derweil die Strichliste und schreibt alle Vogelarten auf. Schon nach hundert Metern kann die geübte Vogelbeobachterin sechs Arten aufnehmen: Kleiber, Zilpzalp, Gartenbaumläufer, Rotkehlchen, Ringeltaube und Amsel.

Mäusebussard und Kanadagänse

Familie Erdmann, interessierte Mitzähler, erhoffen sich hier ein wenig mehr Kenntnis. „Wir sind gekommen, um vielleicht einige Vögel bestimmen können. Wenn wir danach zehn Prozent am Klang erkennen können, ist das schon viel“, schätzt Ina Erdmann realistisch. Ihre Tochter Sophie ist mit der rund fünfköpfigen Kindergruppe unterwegs, die sich mit Hilfe von Birgit Debus von NABU an anderer Stelle des Wiesentals, statt auf das Zählen, auf eine Handvoll Vogelarten konzentriert.

Am Ende des Spaziergangs der Erwachsenen belohnt ein Mäusebussard am Himmelszelt das wachsame Auge. Rodehüsers Liste zeigt schließlich 21 Arten und 85 Vögel an. Im Stadtpark am Vortag kamen die NABU-Zähler auf 29 Vogelarten, darunter auch Kanadagänse, die an den Teichen leben.