Mitte. . Mit Solar-Lautsprechern wird im Juni der Bereich gegenüber des Alsenwohnzimmers beschallt.Geräusche aus den Hinterhöfen sollen zu einer Klangcollage zusammengefasst werden.

Stille. Plötzlich ist ein lauter Knall. „Ich weiß nicht was das war“, erzählt Antje Grajetzky, als sie ihren Mitschnitt einer Party abspielt. Auch ihre Mitstreiter, die sich die Aufnahme im Alsenwohnzimmer anhören, rätseln: „Vielleicht ein Schuss?“ Die Alsenstraßen-Bewohner arbeiten derzeit nämlich an einem besonderen Projekt für ihre Straße: Urban Audio Gardening.

Urban was? „Wir haben mit Aufnahmegeräten die Sounds aus unseren Gärten und Hinterhöfen aufgenommen und werden daraus eine Klang-Collage erstellen“, so Grajetzky, die auch Initiatorin dieses Projektes ist. In Zusammenarbeit mit dem Musiker und Medienkünstler Peter Eisold, dem Mediendesigner Michael Dawid und Tontechniker Patrick Beyer soll im Juni eine Soundscape-Installation entstehen. Übersetzt: eine Klang-Landschaft.

Und das funktioniert so: „Wir stellen zwölf sogenannte Solar-Audio-Plants kreisförmig an der Kreuzung Alsenstraße/Düppelstraße auf. Innen entsteht dann eine ganz besondere Sound-Atmosphäre“, erklärt Grajetzky.

Solarbetrieben Lautsprecher

Die Solar-Audio-Plants, eine Erfindung von Peter Eisold, sind solarbetriebene Lautsprecher, die über ein internes Wlan-Netz mit einem PC verbunden sind, von wo die Sounds abgespielt werden. „Die Idee kam mir bei einem Event, das leider völlig ins Wasser gefallen ist. Wegen der vielen Kabel, die überall verlegt waren, gab es einen Kurzschluss nach dem anderen“, erinnert sich Peter Eisold.

Tim Müller, einer der Projektteilnehmer von der Alsenstraße, erklärt seine Beweggründe am Audio Gardening teilzunehmen: „Ich interessiere mich schon länger für Klang-Installationen. Als ich gehört habe, dass eine jetzt direkt vor der Haustür stattfinden soll, war ich direkt begeistert.“

Was die zwölf Teilnehmer verbindet, ist die Suche nach alltäglichen und außergewöhnlichen Klängen. Grajetzky: „Angefangen hatte alles mit der Überlegung, den Sound aus unseren Gärten irgendwie nach vorne auf die Straße zu holen. Zuerst hatten wir überlegt, kleine Kassettenrekorder in die Blumenkästen zu stellen. Mit den Audio Plants ist es jetzt natürlich optimal.“

Collage entsteht aus den gesammelten Sounds

Auf die Alsenstraßen-Bewohner wartet allerdings noch sehr viel Arbeit. Jeder hat einige gelungene Aufnahmen gemacht, jetzt muss sortiert und ausgewählt werden. Am Ende soll eine Collage aus den gesammelten Sounds entstehen, die dann am 15. und 16. Juni abgespielt werden.

Dabei wird es besonders interessant sein, wie sich die aufgenommenen Klänge mit den Geräuschen, die ohnehin auf der Kreuzung zu hören sind – beispielsweise von vorbeifahrenden Autos – verbinden.

„Ob wir mit den Klängen Geschichten erzählen, oder einfach nur Eindrücke erwecken wollen, das steht noch nicht fest. Unsere Devise lautet nämlich: Der Weg ist das Ziel“, so die Initiatorin. Nicht nur Nina Seling hat bereits festgestellt, dass sie die Umweltgeräusche jetzt ganz anders wahrnimmt. „Plötzlich höre ich Dinge, die mir vorher nie bewusst waren.“

Etwa Fernseher, Musik, Vögel, Pferde, Bienen, blubbernde Fische, spielende Kinder oder auch klappernde Fahnenmasten – Geräusche aus Gärten und Hinterhöfen, mit denen die Alsenstraßen-Bewohner die Kreuzung zur klangvollsten der Stadt machen wollen.

Kostprobe am Wochenende bei der „C60“ an der Rotunde

Eine Kostprobe der HinterhofSoundscape gibt es an diesem Wochenende (bis Pfingstmontag). Am Konrad-Adenauer-Platz kommen die Solar-Audio-Plants bei der „C60“ zum Einsatz.

Am 15. und 16. Juni wird dann jeweils von 15 bis 18 Uhr die fertige Sound-Collage an der Alsen­straße gespielt. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung im Wohnzimmer statt.