Bochum. . Mieter in der der Bochumer Friederikastraße klagen über gesundheitliche Probleme. Die Ursache allen Übels sehen sie in dem Dämm-Material, das bei Sanierungsarbeiten verbaut wurde und langsam ausgast. Die Baugenossenschaft will der Sache nachgehen und hat zu einer Infoveranstaltung eingeladen.
„Ich mache mir Sorgen und wir wollen Antworten“, ist Ernst J. (Name geändert) im Gespräch mit der WAZ am Donnerstag schon ein bisschen weniger erregt als noch am Wochenanfang. Der Mieter einer Wohnung unterm Dach des Hauses Friederikastraße 137 hatte sich über „extreme gesundheitliche Probleme bei Mietern - „brennende gereizte Augen, starker Nasen- und Augenfluss, Übelkeit und vieles mehr“ - bei der Baugenossenschaft Bochum eG als Vermieter beschwert.
Als Ursache allen Übels sieht J. die Sanierungsarbeiten, die seit 2012 an der Friederika- und Dirschauer Straße in den Häusern der Genossenschaft liefen - und insbesondere im Dämm-Material, das unterm Dach verbaut wurde. Die Beschwerde wurde gehört. „Und sie wird ernst genommen“, versichert Oliver Krudewig, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft, der WAZ: „Wir haben alle Mieter zu einer Informationsveranstaltung eingeladen“. Die soll stattfinden am Mittwoch, 24. Juli, 18 Uhr in den Räumen der Genossenschaft an der Friederikastraße 135.
Stoff soll bis zur Klärung nicht mehr benutzt werden
Der Dämmschaum, der im fraglichen Haus benutzt wurde, sei „zuvor häufig eingesetzt“ worden bei Sanierungsarbeiten der Genossenschaft. Der Handwerker und Lieferant des Dämmschaums hätten versichert, dass er keine Gesundheitsgefahr berge. Dennoch soll der Stoff bis zur fachlichen Klärung durch Sachverständige vorerst nicht mehr benutzt werden. Krudewig: „Wir gehen davon aus, dass der Stoff unbedenklich ist. Wir prüfen aber vorsichtshalber, ob wir ihn weiter verwenden können.“ Wenn es Alternativen gäbe, könnte man auf die umsteigen, selbst wenn dies teurer werde.
Mieter J. will bei einem Gespräch mit dem Chef der Baufirma, die die Sanierung durchführte, von diesem erfahren haben, dass Formaldehyd im Dämmschaum enthalten ist. J.s Vermutung: Die freigesetzte Formaldehyd-Belastung sei zu hoch, liege über dem zulässigen Grenzwert. Andere Mieter haben aus Sorge um ihre Gesundheit einen Fachmann beauftragt, sich die Dach-Dämmung und -Sanierung anzuschauen und wollten auch einen Formaldehyd-Schnelltest machen lassen.
Der Stoff gast langsam aus, verflüchtigt sich in der Regel im Lauf der Zeit. Die Baugenossenschaft hatte den Mietern unter anderem vor Sanierungsstart geraten, kräftig zu lüften.
Oliver Krudewig, der erst am 1. Mai 2013 zum Vorstandsvorsitzenden der Baugenossenschaft aufrückte, betont, dass die Baugenossenschaft „alles auf den Prüfstand stellt, auch Baustoffe“, wenn dies wie in diesem Fall notwendig erscheine.