Bochum. . 62.000 Berechtigte kommen in Bochum auf 15.000 Sozialwohnungen. In den nächsten Jahren fallen davon noch 5000 weg. Der Soziale Wohnungsbau liegt brach. 2012 wurde nicht der Bau einer einzigen Wohnung gefördert. Mit dem Land NRW sollen neue Möglichkeiten und Wohnformen ausgelotet werden.

Der Soziale Wohnungsbau in Bochum liegt brach. 2012 wurde nicht der Bau einer einzigen Wohnung gefördert. Gleichzeitig verlieren immer mehr vor Jahrzehnten gebaute und öffentlich geförderte Projekte ihre Mietpreisbindung – obwohl die Zahl der Menschen, die dringend auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, steigt.

In den vergangenen zehn Jahren gingen in Bochum 15.000 Sozialwohnungen verloren und in den nächsten Jahren wird der Bestand um weitere 5000 schrumpfen. Das sagte Heide Ott, die Leiterin des Bereichs Soziales und Wohnen bei der Stadt Bochum, auf einer Veranstaltung der CDU-Ratsfraktion zum Thema Wohnungsmarkt in Bochum. „Dramatisch“ nannte Ott diese Entwicklung. Schon heute passen die Zahlen nicht mehr zusammen. 15.161 Sozialwohnungen gibt es, aber fast 62.000 Berechtigte. Dieses Verhältnis von 1:4 werde sich auf 1:6 verschlechtern, sagt Ott. Der erwartete Zuzug von Rumänen und Bulgaren ab 2014 sei ein Grund, „dass wir immer mehr Ältere und Arme in unserer Gesellschaft haben“, ein anderer. Im Prinzip gehöre jeder Rentner zu den Berechtigten für Sozialwohnungen.

Baupreise sind um fast 8 Prozent gestiegen

Gebaut werden diese indes auch 2013 bislang nicht, obwohl das Land NRW Millionen zur Verfügung stellt – fast acht Mio Euro für dieses Jahr. Die historisch niedrigen Zinsen auf dem freien Markt sind für Investoren in der Regel attraktiver, da sie keinerlei Verpflichtungen gegenüber Stadt oder Land eingehen müssen. Wegen des niedrigen Bochumer Mietniveaus – im Schnitt werden weniger als 6 Euro pro qm gezahlt – unterbleibt in Bochum aber auch der freie Mietwohnungsbau. „Während die Mieten stagnieren, sind die Baupreise in den vergangenen drei Jahren um fast acht Prozent gestiegen“, sagte Jürgen Ehrhardt (Haus und Grund). Mit dem Bau von Mietwohnungen sei daher kein Geld zu verdienen.

Neue Fördermöglichkeiten ausloten

„Wir haben viele Wohnungen, aber viele, die keiner mehr will“, sagte Norbert Riffel (VBW Bauen und Wohnen) mit Blick auf die Leerstandsquote von nur vier Prozent. Als Beispiel nannte er Bereiche der Herner Straße. Michael Wenzel vom Mieterverein kritisierte, dass sozial Schwache perspektivisch auf geltende Wohnstandards werden verzichten müssen. „Sanierte und modernisierte Bestände kommen für diese Zielgruppen dann nicht mehr in Betracht.“

Riffel kündigte an, zusammen mit dem Land NRW „neue Fördermöglichkeiten“ ausloten zu wollen. Quartiere sollen dabei als Ganzes betrachtet werden, verschiedene Wohnformen (Service-, Senioren-, Behinderten- oder Mehrgenerationenprojekte) aus einem Topf gefördert werden. Auf Nachfrage bezeichnete Riffel die Flüsse-Siedlung in Grumme als ein mögliches Modellprojekt: „Minister Groschek ist interessiert.“