Bochum. . Die Stadtwerke Bochum sperrten vor cirka zwei Wochen Strom und Wasser in einem Haus an der Sollingstraße. Für eine chronisch kranke Mieterin sind diese Wohnbedingungen eine Katastrophe. Sie hatte bereits einen Zusammenbruch. Die Rechtsabteilung der Stadtwerke war wegen des Brückentags am Freitag nicht zu erreichen.
„So lange es geht, versuche ich selbst zu meiner Ärztin zu gehen,“ schildert die unter einer chronischen Atemwegserkrankung leidende Mieterin. Sie wohnt in dem Mietshaus an der Sollingstraße, dem die Stadtwerke Bochum vor rund zwei Wochen das Wasser absperrten und auch den Strom für Klingel und Hausflur (die Redaktion berichtete). Neulich habe sie bereits einen Zusammenbruch gehabt. Ihre Ärztin würde einen Hausbesuch machen. Aber ob sie ins Haus kommt, ist absolut unsicher.
Nur mit Hilfe ihrer Tochter und von Nachbarn, so wie Sylvia Maaßen, die am Donnerstag die katastrophalen Wohnbedingungen in dem Mietshaus geschildert hatte, kann die atemwegserkrankte Frau den Alltag bewältigen: „Wenn ich zum Bus gehe, dann brauche ich eine halbe Stunde hierfür. Ich wohne in der 2. Etage. Nach jeder zweiten Treppenstufe muss ich Pause machen, weil mir die Luft ausgeht.“
Kein Verantwortlicher zu erreichen
Ihre Hausärztin würde sie zu Hause besuchen, habe die ihr zugesichert. Aber ob die Ärztin ins Haus kommt, ist absolut unsicher, denn weder Klingel noch Türöffner sind - wegen der Hausstrom-Abschaltung durch die Stadtwerke - in Betrieb. „Lieber heute als morgen“ möchte die chronisch Kranke ihre Bleibe aufgeben und eine Wohnung im Erdgeschoss eines Hauses beziehen. Doch da stoße sie beim Jobcenter, das sie betreut, auf taube Ohren. Und das, obwohl es in dem Haus bereits früher zur Teilsperrung der Versorgung durch die Stadtwerke gekommen sei.
Wie berichtet, haben die Stadtwerke Gründe für die Sperrung von Wasser und Hausstrom: Die Eigentümergemeinschaft zahlt seit längerer Zeit nicht. Auch am Freitag war die Firma in Marl, die den Mietern als Wohnungsverwalterin benannt ist, für die Redaktion nicht erreichbar, wie schon seit Tagen. Nicht erreichbar war auch die Pressestelle der Stadtwerke in Bochum für die Anfrage, ob nicht, angesichts der - unter Umständen lebendsbedrohenden - Lage für die kranke Frau, Wasser und Strom freigeschaltet werden könnten. Die Mitarbeiter nutzten den „Brückentag“ für freie Tage.
"Nicht mal ein Mindestmaß an sozialer Sensibilität"
Der Notdienst der Stadtwerke wollte erst aktiv werden, wenn die Rechtsabteilung grünes Licht gebe, das erfuhr Carl-D. A. Lewerenz, Vorstandsmitglied im Mieterschutzbund e. V. am Freitag telefonisch. Aber auch die Rechtsabteilung war am Freitag nicht präsent: „Brückentage“. Lewerenz bemühte sich, der Mieterin zu helfen. „Ich glaube das man sagen kann, dass es in diesem Fall nicht mal ein Mindestmaß an sozialer Sensibilität bei den Stadtwerken gibt.“