Bochum. Ingenieur Stefan Munding hat ein E-Neigedreirad erfunden. Das Fahrzeug ist schon marktreif.
Viele Millionen Chinesen können nicht irren. Das dachte sich der Bochumer Diplom-Ingenieur Stefan Munding und konstruierte ein Fahrzeug, das im fernen Osten in unzähligen Varianten die Riesenstädte beherrscht. Ein Dreirad. Seine Version, in drei Jahren Entwicklungszeit entstanden, ist aber eines, das sich auf dem viel umkämpften Markt der Elektromobilität einen Platz erkämpfen will. Ein Elektroneigedreirad.
Schnittige Kurvenfahrt
Es sieht schon schnittig aus, wenn der Ingenieur auf seinem Rad seine Runden dreht. Ein Neigerad heißt deshalb Neigerad, weil es sich in den Kurven neigen kann, obwohl seine beiden Hinterräder auf dem Boden bleiben. Normale Dreiräder mit starrem Rahmen sind auf unebenen oder kurvigen Strecken schwer zu fahren. Mundings These war, dass ein Dreirad erst als Neigerad wirklich nutzbar wird – und das wollte er beweisen. Die Neigefähigkeit sorgt für Dynamik, Stabilität und Fahrspaß.
Ein 250-Watt-Nabenmotor treibt den Prototyp mit dem soliden Stahlrahmen an; unterstützt je nach verstellbarem Wunsch beim Treten. Mit maximaler Motorunterstützung kommt das E-Neigerad bei voller Batterie - es arbeitet mit einem Doppelakku - und bei nicht unbedingt immer erforderlicher maximaler Motorunterstützung auf eine beachtliche Reichweite von 80 Kilometern.
Kein Führerschein nötig
Das ausgereifte Gefährt, das ohne große Einweisung zu beherrschen ist und das keinen Sonderführerschein erfordert, verfügt durchaus schon über Marktreife. Nutzbar ist es als Transportfahrzeug für kleine Entfernungen. Die Fläche über den Hinterreifen fasst locker eine Getränkekiste und mehr, somit könnte das Rad sehr gut als mobile Einkaufshilfe fungieren. Deshalb hat sich die Firma Bomatec, im Jahr 2002 gegründet, eine Abkürzung von „Bochumer Maschinen Technologie“, für die Entwicklung eingesetzt, ist in die Finanzierung eingestiegen und will mit dem recht einzigartigen Flitzer den Elektromobilitäts-Markt besetzen.
Bisher ist das an der Rombacher Hütte beheimatete Ingenieurbüro vom Bochumer Dipl. Ing. Uwe Wilmsen spezialisiert auf die Konstruktion im Großanlagenbau (Müllverbrennungsanlagen, Ersatzbrennstoffanlagen, Brecher- und Förderanlagen, Stahlbau und Statik). Auch der Unternehmer ist optimistisch, was die Möglichkeiten des Dreirades angeht und will es gemeinsam mit dem engagierten Entwickler in den nächsten Monaten auf Fachmessen vorstellen. Ein „chinesischer“ Erfolg wäre der Bochumer Entwicklung zu wünschen.