Langendreer. . Waldorf-Lehrer Reinhold Marsollek mag es sportlich-extrem: Mitte Juni schwingt er sich aufs Fahrrad und strampelt rund 10 000 Kilometer durch Skandinavien

Normal ist anders. Sobald Reinhold Marsollek in seine Sportklamotten schlüpft, wird’s extrem. Mit seinen Inlinern fährt er fast täglich einen Marathon um den Kemnader See. Abends geht es dann noch mal aufs Rad, natürlich für mehrere Stunden. Verrückt? Vielleicht. Aber Reinhold Marsollek hat ja auch ein verrücktes Ziel, auf das es sich vorzubereiten gilt: Am 19. Juni schwingt er sich in Flensburg aufs Rad und strampelt in sechs Wochen rund 10 000 Kilometer durch Skandinavien.

Für Reinhold Marsollek, seit 27 Jahren Lehrer an der Rudolf-Steiner-Schule in Langendreer, ist so eine Strapaze nichts Neues. Vor sieben Jahren hat er eine ähnliche Tour bewältigt, damals waren es allerdings läppische 3000 Kilometer. Die Reise jetzt ist da schon ein anderes Kaliber. „Aber ich weiß, ich schaffe das“, ist Marsollek nicht bange. Im Gegenteil: Wenn der 59-Jährige über sein Vorhaben spricht, hört sich das Ganze wie Urlaub an.

Aber nach Ferien klingt das nicht, was Reinhold Marsollek so alles vorhat. Bis zu 200 Kilometer will er pro Tag zurücklegen. Und die in erster Linie nachts. „Da herrschen ganz andere Verhältnisse“, weiß Marsollek noch von der damaligen Tour, auf der er den Beinamen „Nachtfalke“ verpasst bekam. „Nachts ist es meistens windstill, es gibt kaum Thermik – ideale Bedingungen.“

Nach 200 Kilometern noch eine Runde Joggen

Je nach Gelände wird Reinhold Marsollek bis zu 20 Stunden im Sattel sitzen. Schlaf? „Brauche ich nicht viel“, sagt er. Und es scheine in der Mittsommerzeit ja ohnehin fast immer die Sonne. Um sich mental im Gleichgewicht zu halten, singt Marsollek. Gerade berghoch. Mal Schlager, mal Rock, mal Volkslieder. „Das sorgt für ruhige Atmung und verhindert, dass ich den Berg hoch kloppe.“ Nach so einer Tagesetappe legt Marsollek nicht etwa die Beine hoch. Nein, diese werden dann noch gelockert – mit einem Jogginglauf.

Marsollek trifft viele alte Bekannte

Unterwegs durch Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden wird Reinhold Marsollek auf viele alte Bekannte von früheren Skandinavienreisen treffen. „Das ist alles toll, hält aber auch auf“, gibt er zu bedenken. Dabei will der Pädagoge eigentlich gar nicht hetzen und sich auch ein paar Mußestunden gönnen, in denen er malt oder zum Strickzeug greift. „Um das Waldorf-Klischee zu bedienen“, lacht er.

Auf Sponsoren angewiesen

Warum er sich all das antut? „Um zu beweisen, wie wenig man in einer Zeit der Technik zum Leben braucht“, sagt Marsollek, der auf seiner Tour mit gerade mal 16 Kilo Gepäck und Equipment auskommt. Das meiste finanziert von Sponsoren (aus Bochum unterstützt ihn Balance), ohne die sein Trip kaum möglich wäre. Seine Frau Monika, mit der er seit 36 Jahren verheiratet ist, hat sich an die extreme Seite ihres Mannes gewöhnt. Sorgen macht sie sich trotzdem. Marsollek winkt ab: „Auf Inlinern ist es viel gefährlicher.“ Es sei denn, plötzlich steht ein Bär vor ihm. „Davor“, sagt er, „habe ich wirklich etwas Bammel.“

Info: In einem Blog lässt Reinhold Marsollek Interessierte an seinen Erlebnissen auf der Tour teilhaben: Einfach auf der Seite www.mehr-als-schule.de „Radtour Nordeuropa“ anklicken.

Seine sportlichen Erfolge: Marsollek wurde u.a. Inline-Weltmeister und Deutscher Meister. Und bis heute hat sein Inline-Marathon-Weltrekord von 2007 (in Berlin) Bestand.