Bochum. .

„Die Auftragslage ist gut, aber das Gold fällt nicht vom Dach“, lacht Sven Krautscheid (noch 39) verschmitzt. Wer heute bei ihm ein maßgeschneidertes Rad bestellt, muss acht Wochen auf die Hand- und Maßarbeit warten. Der Jungunternehmer und Zweiradmechanikermeister ist Spezialist für „Ergonomischen Rahmenbau.“ Für Werbung muss er kein Geld ausgeben. Mund zu Mund-Propaganda sorge für Vollbeschäftigung.

Gelernt hatte Krautscheid Schlosser. In der Jugend setzte er sich als Hochleistungssportler aufs Rennrad, fuhr „mit mäßigem Erfolg“ bis zum 19. Lebensjahr - und gab den Leistungssport auf: „Am Fahrrad lag es nicht“, lacht er. 1996 stieg er in den Betrieb seines Vaters Günter Krautscheid ein (Marke „Krabo“), der unter anderem für Erik Zabel und Co Rennräder baute und immer noch baut. „Wir arbeiten heute zusammen, helfen uns, aber ich verfolge eine eigene Philosophie.“ An der Bundesfachschule in Frankfurt büffelte der Bochumer 2009 erfolgreich für die Zweiradmechaniker-Meisterprüfung.

90 Prozent tut der Hintern weh

„90 Prozent der Radler tut der Hintern weh“, weiß Sven Krautscheid. Jeder Kunde wird beraten und kommt erst einmal aufs selbst gebaute Ergometer zur „dynamischen Positionsanalyse“. Haltung und Drehbewegung werden analysiert und für jeden Kunden auf dem Rechner nachvollziehbar aufgezeichnet. Mit computerunterstützter Satteldruckmessung habe er schon kleine Wunder gewirkt, berichtet der Fachmann, der keine Langeweile kennt, weder im Blaumann, wenn er Rohre zum Rahmen verschweißt, noch bei der Designabsprache mit dem Kunden am Rechner-Spezialprogramm. Sven Krautscheid ist selbstbewusst: „Ich habe nur in Kanada und den USA eine echte Konkurrenz auf meinem Gebiet.“

Im Durchschnitt stecke er 40 Arbeitsstunden in den Bau von Rahmen und Rad. Er verbaut erstaunlich leichte Eisenröhren, importiert aus Italien. Auf Wunsch arbeitet er auch mit Aluminium und Karbon: „Meine Kunden sollen eine gewisse Leichtigkeit auf ihrem Rad spüren.“

Soll sein Unternehmen wachsen? Krautscheid: „Das Problem ist, gute Leute zu finden. Ich würde auch gerne einen Lehrling ausbilden, aber das bekomme ich zeitlich einfach noch nicht organisiert.“ Das Geschäft rollt. Rund 80 Spezialanfertigungen hat sein junges Ein-Mann-Unternehmen bereits gefertigt. In der Werkstatt lagert gerade ein sattgrüner Rahmen: „Den hat jemand aus Tansania bestellt, der ein Rad braucht, dass man gut auseinanderbauen kann.“

INFO:

Ab 2300 Euro beginnt die Preisspanne für die Rahmen- und Rad-Maßanfertigungen. Auch ältere Schätzchen, bei denen es sich lohnt, nimmt Krautscheid unter die Lupe.

Im Internet ist der Jungunternehmer auf der Seite www.rahmenbau-krautscheid.de präsent.