Ganz rund lief der Start in den „Fahrradsommer der Industriekultur“ am Sonntag an der Jahrhunderthalle nicht. Aber das lag nur am wenig sommerlichen Wetter. Aber richtige Radfans aus dem Ruhrgebiet schreckt ein bisschen Regen nicht ab - von der Regenjacke bis zum Kabinenrad zeigten die Aussteller, wie man mit dem manchmal nassen Sommer im Pott klar kommt.
Wasserdicht verpackt in Regenjacke und -hose, zeigten sich um 11 Uhr die ersten Radfans aus der Region. Über 70 Aussteller waren vor Ort und präsentierten, was sich im Ruhrgebiet dreht. Jeder mit einer eigenen Strategie um trocken zu bleiben. Voll im Trend zeigte sich zum Beispiel Jewo.mobil aus Bochum: Dort lud ein vollständig verkleidetes Elektro-Rad zur Probefahrt ein. Karger waren dagegen die Fahrradkuriere: „Wir sind von Natur aus wasserfest“, erklärte einer.
Stephan Ensthaler - der eng mit dem Bochumer Fahrradladen Balance zusammenarbeitet - hatte sich für seinen Stand ein trockenes Plätzchen unter dem Vordach der Jahrhunderthalle gesucht. Der Grund: der Radbauer fertigte live einen Fahrrad-Rahmen. „Ich löte hier gleich mit Temperaturen bis zu 900°C“, erklärte er, „vorausgesetzt die Feuerwehr macht mit“. Sein Ziel ist ungewöhnlich, „ein Mountainbike ohne Gangschaltung, ein sogenanntes Singlespeed-Bike“.
Beim Stand des Essener Fahrradladens „Bergetappe“ standen Gesundheit und Ergonomie im Mittelpunkt. „Wir vermessen die Radler nicht nur statisch sondern beziehen auch die Dehnfähigkeit und Asymetrie des Körpers mit ein“, erklärte Anna Jung. Das nötige Know-How dafür hat die Ärztin für Allgemeinmedizin selbst im Fahrradgepäck. „Das Ganze kostet natürlich Zeit“, räumte Jung ein, „für die komplette Analyse drei Stunden Minimum“.
Radfahren ist umweltfreundlich - aber Henry Trebstein ging an seinem Stand noch ein wenig weiter. Aus alten Fahrradschläuchen fertigt er neue Produkte: Portemonnaies, Kultur- und Laptop-Taschen und sogar Gürtel.
Veranstalter des „Fahrradsommers der Industriekultur“ waren der Regionalverband Ruhr (RVR) und die Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BoVG). Neben den eher technischen Ständen waren auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) und zahlreiche Tourismus-Initiativen vertreten, etwa die „Route der Industriekultur“, die Vereine Bergischer Ring und WasserEisenLand sowie die ERIH – Europäische Route der Industriekultur.